Stefanie Berk, CEO Thomas Cook Deutschland

Hippe Hotels für Junge
Thomas Cook mit mehr Exklusiv-Produkten

Des einen Freud, des anderen Leid. Die Reisenden, die dieses Jahr mit Veranstaltern unterwegs waren, hatten zumindest den Vorteil, dass das Flugchaos durch die Insolvenz von Air Berlin und Niki bei Ihnen „nur“ zu Unannehmlichkeiten führte bei Umbuchungen und Flugzeit-Änderungen. Die emsigen Baustein-Bucher im Internet hatten das Nachsehen. Geld weg. Im schlimmsten Fall auch noch Urlaub weg, weil kein Ersatzflug verfügbar und die Hotelbuchung verfiel.

Das schöne Wetter, das uns im Jahrhundertsommer erfreute und Urlaub auf Balkonien zu einer durchaus attraktiven Alternative aufwertete, führte zu einer geringeren Nachfrage nach Flugreisen in Sonnenziele. Und das Last Minute Geschäft der Veranstalter brach auch ziemlich ein. Denn niemand war durch Dauerregen im Sommer so frustriert, dass er nur noch ins Reisebüro hastete, um irgendwo hinzukommen mit blauem Himmel.

Beide Ereignisse trafen den klassischen Reisevertrieb durchaus heftig. Die Fluglinien-Insolvenzen führten zu extremer Mehrarbeit – ohne Vergütung natürlich – und sicher geglaubte Kontingente in den Sonnenzielen lagen wie Blei in den Katalog-Regalen und mussten weit unter Wert verscherbelt werden.

Kein Wunder, dass die Gefühlslage bei den Veranstaltern nicht super, happy peppy ist kurz vor Ende des touristischen Jahres. Thomas Cook macht da keine Ausnahme. Im Gegenteil. Gerade das preissensible Geschäft der Kernmarke Neckermann ist besonders anfällig, wenn solche Ereignisse den smoothen Ablauf und die Planung der Urlauberströme negativ beeinflussen.

CEO Stefanie Berk möchte sich daher lieben auf den Blick nach vorne fokussieren: das Tuning des Angebots, um die Marge zu verbessern und nicht mehr in der lähmenden Transparenz der Preisvergleichs-Portale zu verharren, wo man als klassischer Veranstalter mit vielen kleinen Service-Pluspunkten, die im Listing nicht berücksichtigt werden, eh in der Regel den Kürzeren zieht.

Der Weg ist der, den alle Veranstalter mit gehobenem Warenkorb gehen. Manche haben es schon vor Jahren begonnen, bei manchen dauerte die Erkenntnis etwas länger, dass man abseits der me-too-Produkte viel Exklusives und schöne Service-Verzierungen braucht, um dem potentiellen Kunden ein besonderes Shopping-Erlebnis zu bieten.

Nicht unangenehmer Nebeneffekt: Zusatzleistungen generieren auch Zusatz-Einnahmen. Und das Kalkül geht auf. Viele Urlauber wollen ihre schönsten Wochen des Jahres dann doch perfektionieren. Und wenn es nur das zubuchbare Wunschzimmer ist, das man sich auf dem Lageplan des Hotels herausgepickt hat, oder gar die vor reservierte Sonnenliege, die einen endlich morgens ausschlafen lässt, oder der Late Check Out, damit der letzte Urlaubstag nicht so etwas Heimatloses hat, weil man sein Handgepäck mit den Wertsachen den ganzen Tag mit sich herum schleppen muss bis zum frühabendlichen Airport-Transfer.

Das sind Annehmlichkeiten, die man sich dann schon leistet, wenn man im Reisebüro gut beraten wird.

Oder man geht gleich in ein Hotel, dass der Konzern unter seine Fittiche genommen hat. Vor 10 Jahren hat Thomas Cook mit Sentido die Ära der Konzepthotels begonnen. Mittlerweile hat man 164 Häuser mit Markenkern für die unterschiedlichsten Zielgruppen. Hier stimmt dann in der Regel nicht nur die Gäste-Zufriedenheit, sondern auch die Rendite.

Und man kann ein bisschen experimentieren in Richtung neue Segmente. Zum Beispiel junge Reisende, die, so hört man das Klagen immer, weder ein Reisebüro von innen gesehen haben bisher, noch die Pauschalreise als nur irgendwas Erstrebenswertes empfinden. Cook’s Club heisst der Veranstalter-Jungbrunnen bei Thomas Cook. Hippe Häuser für preisbewusste junge Reisende…

Und nur der alte Beobachter der Reisebranche stellt wieder einmal fest, dass allen Trends und Innovationen ein gewisses Déjà Vu Moment innewohnt. Früher hatte fast jeder Veranstalter sogar Kataloge für „Twens“ bis Ende 20…

Das Interview mit Stefanie Berk hören Sie, wenn Sie den PLAY Button im Foto anklicken

 

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