TUI: Ebel will Marge UND Menge
Strategie-Wechsel beim größten Veranstalter

Reiseradio1400_HQViele Pressekonferenzen der TUI in den letzten Jahren boten durchaus auch Anlass für milden Spott unter den angereisten Journalisten. Da wurden auf der Bühne beredt auf einer soziologischen Typen-Landkarte die unterschiedlichen Reisenden verortet – mit ihren Definitionen im Marketing-Sprech, die eben manchmal unfreiwillig komisch gerieten. Aber, auch das muss man zugeben, man hat die TUI dafür auch ein bisschen bewundert. Da machte ein Veranstalter sich wenigstens kluge Gedanken, wie man für jeden Kunden eine möglichst passgenaue Herberge anbieten könnte. Oder wie man die Weiterempfehlungs-Quote immer weiter steigern möchte im Sinne der Gästezufriedenheit. Die Mitbewerber waren noch lange nicht so weit. Da waren ellenlange Frühbucher-Vorteile oft der öde Höhepunkt der Präsentation. Und ein gering schätzendes Augenbrauen-Hochziehen, wenn man sie mit den TUI-Differenzierungen konfrontierte.

War das nun doch nicht nur der Neid der Besitzlosen? Wird die TUI nach ihrem Schwenk in der Strategie und ihrer neuen Erkenntnis, den Mainstream in den Fokus zu rücken, nun eher wieder so, wie alle anderen? Witzigerweise zu einem Zeitpunkt, da die anderen gerade anfangen, mit ihren Konzepthotels und Differenzierungen punkten zu wollen? Solche nostalgischen Betrachtungen fechten den neuen TUI-Deutschland CEO, Sebastian Ebel, nicht an. Er stellt sich zum ersten Mal dem immer etwas unkonventionellen Reiseradio-Gespräch.

Vorweg, er schlägt sich tapfer beim Verteidigen seiner neuen TUI-Strategie. Ausbau der Marktanteile und der Hotelmengen – und das alles ohne Qualitätseinbußen und Verlust der Service-DNA der TUI – das sei doch alles kein Problem, so zumindest seine vorgetragene Überzeugung. Wie man so hört, sind die TUI-Mitarbeiter noch nicht in Gänze vom neuen Weg überzeugt, und auch der Stationäre Vertrieb freut sich zwar über das zusätzliche Portfolio, ist aber skeptisch, ob die Kundenzufriedenheit nicht mittelfristig Schaden nimmt. Der NPS, der Net Promoter Score, den Ebels Vorgänger Clemens wie eine Reliquie anbetete, wird es uns bald zeigen.

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