Robin Brückner, TUI

USA: Great? Wonderful?
Der amerikanische Markt aus TUI-Sicht

Kaum ein Tag vergeht derzeit, wo sich nicht halbwegs demokratisch aufgestellte Menschen mit Grausen von den Weltnachrichten abwenden, weil der schlechteste US-Präsident aller Zeiten wieder einmal verbale Diarrhöe hatte, und man nur hoffen möchte, dass er rechtzeitig wegen medizinisch diagnostizierter Unzurechnungsfähigkeit aus dem Amt entfernt wird, bevor der Welt noch Schlimmes widerfährt. Dass dieser unbeherrschte egomanische Mann allein bestimmend Atom-Start-Codes in seinen kleinen, schmierigen Wurstfingern hält, ist die größte Bedrohung seit dem 2. Weltkrieg.

Amerika erscheint in der Außenwahrnehmung nicht mehr great und wonderful, sondern als ein politisches Tollhaus mit permanenten, unglaublich frechen Lügen aus dem Weißen Haus, mit einem Kampf gegen alle fortschrittlichen Werte und Errungenschaften einer freien Welt – und mit Figuren an der Spitze – und sich auch an der Basis immer mehr hauswindend aus dem rechten Rassisten-Urschleim – bei denen man hofft, man müsse ihnen nie persönlich begegnen.

All das liegt wie Mehltau über dem Land. Sehr ähnlich zur Situation in der Türkei.

Und doch gibt es erstaunliche Unterschiede in der Wahrnehmung des Landes aus Urlaubersicht. Während die Türkei derzeit nahezu unrettbar scheinend eingebrochen ist und zur Zeit nur noch mit absoluten Billigangeboten überhaupt noch Ferienflieger aus Deutschland füllen kann – allen beschwichtigenden Nebelkerzen der Veranstalter zum Trotz… Während über Dreiviertel der Deutschen sich nicht mehr vorstellen können, in dem eigentlich wunderbaren Land Urlaub zu machen, solange das unmenschlich harte Regime von Erdogan dort das Sagen hat, hat Amerika allenfalls mit einer Delle bei der Urlauber-Nachfrage zu kämpfen.

Vielleicht liegt es daran, dass man in Amerika wenigstens noch nicht fürchten muss, als Ausländer bei Ablehnung des Präsidenten kriminalisiert zu werden. Die freie Meinungsäußerung ist dort noch immer ein hohes Gut. In der Türkei muss man dagegen jeden Reisenden ausdrücklich warnen, eine Fahrt dorthin nur dann zu unternehmen, wenn er sich niemals kritisch gegenüber Erdogans Weg in eine Art von Diktatur geäußert hat, und auch nicht vor hat, dies vor Ort jemals zu tun. Erdogans Schergen und Spione sind überall. Und das Auswärtige Amt hätte nach der Aktenlage schon längst eine offizielle Reisewarnung gegenüber der Türkei ausgesprochen, wenn man nicht Rücksicht nehmen wollte gegenüber den wirtschaftlichen Interessen der heimischen Reise-Industrie.

Die Türkei ist aus touristischer Sicht innerhalb von knapp zwei Jahren zu einem failed state geworden. Amerika trauen die Reisenden dagegen immer noch die Selbstreinigung zu. Trump kann im Gegensatz zu Erdogan in seinem Regierungssitz wüten, wie er will – er hat keinen Durchgriff ins Land. Hat er schon die Wahl nur mit der Minderheit aller abgegebenen Stimmen gewonnen, so kann man derzeitig davon ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit der Amerikaner ihn und seine Politik klar ablehnen. Das ist die ausgleichende Kraft in so einem großen Land wie Amerika. Es lassen sich noch genügend Orte finden, in denen man noch die alte Gastfreundschaft und Debattierfreude findet, und speziell in den Städten mit ihrem überproportional aufgeklärtem Bürgertum trifft man leicht auf Brüder und Schwestern im Geist, denen ihr Präsident genauso peinlich ist, wie er uns derzeit erscheint.

Von daher hat Robin Brückner, bei der TUI zuständig für das Zielgebiet Nord-, und Lateinamerika (neben dem politisch unauffälligen Australien und dem Pazifikraum), es derzeit leichter mit seinem Arbeitsbereich, als die TUI-Truppe, die sich um die Türkei zu kümmern hat, oder die nordafrikanischen Zielgebiete.

Er kann sogar ein kleines Plus vermelden für die Region, die jahrzehntelang vom Platzhirschen DerTouristik beherrscht wurde. Das liegt vor allem daran, dass die TUI bei den buchbaren Hotels massiv aufgestockt hat. 15.000 sind es jetzt. Da sollte etwas für jeden dabei sein. Dass Robin Brückner trotzdem nicht nur optimistisch in die Zukunft schaut, liegt neben Trump vor allem an einer wirtschaftlichen Kennziffer: dem stärkeren Dollar gegenüber dem Euro. Da wurden die Preise schon mal um ein Viertel teurer. Folge: die Reiselust ist zwar da, aber die Reisedauer schwächelt derzeit. Und auch günstigere Hotels haben auf einmal Hochkonjunktur.

Mit welchen Angeboten man trotzdem hofft, die alte Liebe zu Uncle Sam aufrecht zu erhalten, darüber unterhalte ich mich jetzt mit Robin Brückner.

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