Daniela Piroth

Wie gibt es gute Reise-PR?
VDRJ-Leitfaden für perfekte Pitches

Drum prüfe, wer sich ewig bindet… Auch im Reise-Geschäft ist es ein hehrer Grundsatz, der an Bedeutung immer mehr zunimmt. Selbst, wenn die Bindung, wie heute üblich, nur für einen Vertragszeitraum von wenigen Jahren gilt. Wir sprechen über Reise-PR. Public Relations. Ein Berufsbild, das sich in kurzer Zeit radikal ändern musste, um den heutigen Gewohnheiten in der Mediennutzung hinterher zu kommen.

Als ich anfing mit dem Reisejournalismus, war die PR noch sehr klassisch. Man bekam vor allem per Brief unzählige Texte zugeschickt mit jubelnden Zeilen über schöne Hotels, schöne Destinationen, schöne was-weiss-ich. Dazu Bilder, wo schöne Menschen an schönen Pools schöne Drinks schlürften, oder sonst einer urlaubsüblichen Zerstreuung nachgingen: auf dem Berg verträumt in die Ferne schauen, oder wahlweise in den Sonnenuntergang, immer gut drauf seiend und vorwiegend verliebt Arm in Arm die schönste Zeit des Jahres genießend. Kinder waren immer adrett und selbstredend gut erzogen. Reise-PR quasi als touristische Ergänzung zu Rosamunde Pilcher, Hedwig Couths-Mahler oder Barbara Cartland – zumindest als Location-Scout.

Und dann waren die eleganten PR-Ladies dieser Jahre – im Gegensatz zu anderen Industriezweigen sind tatsächlich bis heute vorwiegend nette Kolleginnen in diesem Gewerbe tätig – auch die Türöffner, wenn man als Journalist über etwas berichten wollte, aber die Auftraggeber in den Medienhäusern natürlich keine Reisekosten bereit hielten.

Schön dichten können, die Journalistenschar kennen und Recherchereisen verteilen dürfen – das war zusammengefasst das Berufsbild der Reise-PR, die ja seit jeher keine richtigen Produkte verkauft, sondern Träume.

Wer so noch heute arbeitet, gehört der gleichen aussterbenden Spezies an, wie Reisejournalisten, die darauf warten, eine Einladung nach irgendwohin zu erhalten – in der Hoffnung, danach 120 Zeilen plus zwei Bilder irgendwo wie sauer Bier anbieten zu dürfen.

Für die PR sind wir Journalisten nur noch einer von vielen Kanälen, die Botschaft an den Verbraucher zu bringen. Da gibt es seit einigen Jahren die auf das eigene Erlebnis bezogenen Blogger mit ihren Freunden, die quietsch-bunt fotografierenden Instagrammer mit ihren Followern, die YouTuber mit ihrem Unterhaltungs-affinen Publikum und die Influencer mit ihrer Schar nacheifernder Jünger, die Schleichwerbung von Information nicht unterscheiden wollen – oder können. Von den selbst bespielten Social-Media-Kanälen gar nicht zu sprechen.

All diese Outlets dürfen für Reise-PR heute kein „Neuland“ mehr sein. Die meisten Agenturen sind auch ganz firm darin – im Gegensatz zu vielen ihrer Auftraggeber; vom kleinen, schmucken Landhotel bis hin zum Geschäftsführer einer öffentlich-rechtlichen Vermarktungs-Organisation oder einem mehr schlecht als recht geführten Tourist Board.

Das führt dann zwangsläufig zu Konflikten bei der Suche nach dem idealen Partner. Alle touristischen Leistungsträger wollen irgendwas mit den neuen Medien machen. Nur die wenigsten haben ein Konzept. Und noch weniger ein entsprechendes Budget, das mittlerweile viel mehr hergeben muss, als die Reisekosten-Übernahme für klassische Journalisten.

Viele Auftraggeber spüren, dass sie der Medien-Entwicklung hinterherhinken. Die PR soll es richten, aber schnell. Also gibt es kaum noch langfristige Bindungen, sondern immer kurzlebigere Pitches, um die angeblich nötige kreative Schlagzahl hoch zu halten. (Und am Schluss entscheidet dann doch das günstigste Angebot)

Kein Wunder, dass bei vielen PR-Agenturen der Frust wächst, dass sie permanent bei den Pitches aus dem wertvollen Erfahrungsschatz Ideen preisgeben sollen ohne richtige Hoffnung auf den neuen Etat, aber im Bewusstsein, dass die eigenen Ideen vielleicht später doch dort umgesetzt werden.

Die in der VDRJ vertretenen Reise-PR-Profis – und es sind fast alle relevanten auf dem Markt in der VDRJ organisiert – haben sich deshalb entschieden, der touristischen Branche einen Pitch-Leitfaden zu schreiben. Für ein faireres Miteinander in der Kennenlern-Phase. Damit es danach auch mit der Bindung gut klappt. Und darüber spreche ich jetzt mit Daniela Piroth, einer der Initiatorinnen und Verfasserinnen dieser Gebrauchsanleitung.

 

VDRJ-Pitch-Leitfaden

Leitfaden (Dokument zum Download)

Piroth-Kommunikation

 

 

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