Matthias Rotter, Geschäftsführer, DERTouristik Deutschland

Insolvenzschutz für Airlines
DERTouristik kämpft für Kompensation

Erst grummelte der Vertrieb angesichts des Flug-Chaos, das 2018 zigtausende Urlauber vergrätzte durch unmögliche Verspätungen bis hin zu flächendeckenden Ausfällen. Denn wenn eine Veranstalter-Reise gebucht wurde, bedeutete das in der Regel viel Arbeit für das Reisebüro. Unbezahlt, und mit trotzdem verärgerten Kunden. 

Aber auch für die Veranstalter, wie die DERTouristik, waren die Belastungen enorm. Zumal im Verhältnis zwischen den Airlines und ihren Großkunden mittlerweile eine Atmosphäre herrscht, wie im Manchester Kapitalismus. Die Fluggesellschaften – damit der eigene angestrebte Gewinn von plus/minus 6 Prozent nicht in Gefahr gerät – lassen anscheinend und sehr kurzfristig vorsätzlich Flüge ausfallen, wenn sie merken, dass sie um eine erstattungspflichtige Verspätung nicht herumkommen. Dann versucht man – so die Erfahrung der Veranstalter – erst gar nicht mehr, wie früher selbstverständlich, die betroffenen Fluggäste wenigstens noch halbwegs erträglich zum Ziel zu befördern, sondern schreibt sie wirtschaftlich einfach ab. Es rechnet sich mehr, die Anstrengungen auf andere Verbindungen zu lenken, bei denen ebenfalls Verspätungen drohen, diese unterhalb der Zahlgrenze fliegen zu lassen. Die stehen gelassenen Kunden sollen sich doch Bitteschön an das Callcenter des Veranstalters ihres Vertrauens wenden… 

Und bei Pleiten, wie 2018 bei Airberlin, Niki oder Small Planet ist die Flexibilität und Kulanz bei der Suche nach Ersatzbeförderung eh ganz ungeniert auf dem Rücken der touristischen Partner abgeladen worden.

So gibt es jetzt einen ersten Schulterschluss zwischen Vertrieb und Veranstalter bei den Forderungen an die Politik: für die Airlines soll es zumindest analog auch einen verpflichtenden Insolvenzschutz geben, der für Schadenersatz sorgt. Abgesehen davon, dass man sich bei der DERTouristik für strengere Qualifikationshürden einsetzt, bevor eine Airline überhaupt ihre Dienste anbieten darf. Ob diese Forderungen angesichts einer notorisch an touristischen Themen uninteressierten Regierung auf fruchtbaren Boden fallen, darf bezweifelt werden.

Aber dass dieses Problemfeld überhaupt bei einer Programm-Pressekonferenz thematisiert wurde, zeigt schon, wie angespannt die Nerven sind bei den Veranstaltern, die 2018 beim Rückblick auf den Sommer nicht nur sonnige Gefühle haben.

Bei der DERTouristik schwächelte überdies die Fernreise vor allem wegen des Einbruchs beim USA Geschäft. Und das bedeutete für einen Konzern, der gerade in diesem Segment traditionell stark aufgestellt ist, eine spürbare Auswirkung auf die Gesamtbilanz. 

Kein Wunder, dass man sich auch in Köln lieber auf die Zukunft konzentrieren möchte, auf den nächsten „Super-Sommer 2019“, in dem ganz sicher alles besser wird.

Ob dieser Optimismus tatsächlich gerechtfertigt ist, dazu habe ich den Geschäftsführer der DERTouristik Deutschland, Matthias Rotter, unbeeindruckt von den sonnigen Pressemitteilungen befragt.

Um das Gespräch zu hören, bitte auf den PLAY-Button im Foto von Matthias Rotter klicken

 

 

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