Prof. Dr. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter CRM, Centrum für Reisemedizin

Reisen als Alters-Risiko
Was Senioren und Kinder beachten müssen

Reisen ist schön, Reisen kann aber auch sehr anstrengend sein. Die neue Umgebung, das andere Klima, ungewöhnliches Essen, kräftezehrende Tage bei Rundreisen – selbst gesunde Urlauber „im besten Alter“ kommen da manchmal an ihre Grenzen. Wie ist es aber bei Älteren, die heute ja viel reiselustiger sind, als früher? Oder, auch ein Problem, wie ist es beim Trend, mit Kleinstkindern unter einem Jahr ausgedehnte Langzeiturlaube in exotischen Gefilden zu machen, um die Elternzeit auszunutzen…?

Aus reisemedizinischer Sicht gibt es da durchaus Dinge, die beachtet werden müssen, damit der Urlaub nicht zum Stressfall wird.

Zweidrittel der über 60jährigen leiden zum Beispiel unter behandlungsbedürftigem Bluthochdruck. Daheim sind sie meistens gut medikamentös eingestellt. Aber, was zu Hause funktioniert bei den geregelten Tagesabläufen, kann in der Fremde ganz schnell labil werden. Die Anstrengung in der Hitze, der unterschwellige Stress des Fremden, Schlafmangel und Zeitverschiebung – all das lässt den Blutdruck stark schwanken. Und wenn dann noch die kleine Angst im Hinterkopf sitzt, bitte bloß kein Herzrasen oder gar einen Infarkt riskieren…, dann wird in der Selbst-Medikamention oft genau das Falsche getan… Nach dem Motto viel hilft viel… lieber eine Tablette mehr, als eine zu wenig. Folge sehr häufig: der Blutdruck fällt ins Bodenlose und der Patient kippt einfach um.

Das ist nur ein Problemfeld. Diabetes ist ebenfalls weit verbreitet im Alter. Da können das nicht gewohnte Essen und zu wenig Trinken ebenfalls den Blutzucker in Wallung bringen. Und nicht jedes – vor allem Fernreise – Ziel hat gleich medizinische Kapazität, um alles schnell und gut wieder einzustellen.

Natürlich sollen auch ältere Menschen fröhlich durch die Welt reisen. Auch ohne Angst-Schere im Kopf. Aber nur wenige lassen sich vor der Abreise kompetent reisemedizinisch beraten.

Das ist auch ein Problemfall in der zweiten Gruppe, in der es um Einschränkungen geht wegen des Alters: dem Reisen mit (ganz) kleinen Kindern. Viele Paare planen mittlerweile eine große Familienreise, sobald das Kind seine ersten sechs Lebensmonate hinter sich hat. Das mag auch an der großzügigen Elternzeit liegen, die ja 36 Monate beträgt, und am Wunsch, am Anfang eine ganz intensive Zeit gemeinsam zu verbringen.

Im Prinzip ist dagegen nichts einzuwenden, wenn…, ja wenn die Eltern selbst sehr reiseerprobt sind, und gerade auch bei Fernreisen schon über einen Erfahrungsschatz verfügen. Babies und Kleinkinder sind schließlich noch anfälliger für äußere Einflüsse – sei es die Sonne, die Insekten oder auch das Essen.

Was es aus reisemedizinischer Sicht zu beachten gilt, darüber habe ich mich mit dem medizinischen Experten des Reiseradios, Prof. Dr. Tomas Jelinek, dem wissenschaftlichen Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM) unterhalten.

 

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