Kinder und Jugendliche scheinen im organisierten Volumen-Tourismus eher eine Add-on Zielgruppe zu sein. Schon irgendwie wichtig, aber mehr in Hinsicht auf die Buchungs-Entscheidung. Da reden Kinder im Familienkreis nämlich schon deutlich mit, in welches Hotel gefahren werden soll, oder auch, welche Destination in Frage kommt. Und wichtig in Bezug auf die Preis-Kalkulation. Denn eine Familie wird sehr genau nachrechnen, welches Pauschalangebot wegen der Sonder-, und Festpreise besser ins Budget passt. Aber das Ferienglück der Kinder wird von den klassischen Reiseveranstaltern eher durchgereicht an die Hoteliers, Kreuzfahrt-Unternehmen und Ferienclubs. Die sind dann – hoffentlich professionell – für die Bespassung der jungen Urlauber zuständig.
Wenn es um perfekte Kinder-, und Jugendreisen aus Sicht der Zielgruppe geht, ist das in der Regel ein Fall für die Spezialisten. Ihnen wird vom „Erwachsenen-Markt“ auch ganz gerne dieses Segment überlassen. Denn a) ist es sehr arbeitsintensiv, b) mit großer Verantwortung verbunden und c) unterm Strich für den Organisator nicht gerade übermäßig profitabel. Der Durchschnittserlös ist naturgemäß geringer, aber der Aufwand pro Gast ungleich höher, als bei einer klassischen Buchung Strandhotel, AI, zwei Wochen.
Dabei wären die Kinder und Jugendlichen allein von den Zahlen her eine Interessante Zielgruppe. Zwischen 10 und 21 Jahren sind fast 90 Prozent mit aushäusiger Übernachtung unterwegs. Nach einer Studie der Bundesregierung sind über 15 Millionen Kinder pro Jahr ohne Eltern auf Reisen – und das viermal pro Jahr – ergo reden wir hier über ein Volumen von über 60 Millionen Reisen innerhalb von 12 Monaten.
Und auch wenn wir nun alle Klassenreisen, Vereinsaktivitäten oder kirchliche oder soziale Camps außen vor lassen, bleibt immer noch ein großes Stück Kuchen übrig für die professionell organisierte Touristik.
Aber: Während es in den USA zum Beispiel fast schon selbstverständlich ist, dass die Kinder in den Ferien oft für Wochen in Summer Camps fahren und dort unter Gleichaltrigen eine gute Zeit haben, ist es bei uns eher noch die Ausnahme, die Kinder auf Landverschickung zu entlassen.
Bei uns dominiert immer noch der Urlaub in der Familie. Was natürlich auch damit zusammenhängt, dass Deutschland bei der Feriendauer für Arbeitnehmer eine weltweite Spitzenposition hat.
Dabei sind Kinder-, oder Jugendcamps im Prinzip eine wunderbare Gelegenheit für die Sprösslinge, unter behüteten Rahmenbedingungen Sozialverhalten zu erlernen. Abgesehen vom großen Spaß. Denn unabhängig davon, ob die Gruppen-Ferien von sozialen, kirchlichen, sportlichen oder professionell-touristischen Trägern organisiert werden: bei fast allen Camps wird sehr auf die Bedürfnisse der jungen Klientel eingegangen.
Es gibt große Veranstalter, wie zum Beispiel RUF, die seit Jahren eine Expertise auf diesem Gebiet erlangt haben und ein breitgefächertes Programm anbieten können, je nach Interessenslage des Kindes. Und es gibt eine sehr große Anzahl von kleinen Spezialisten, die sich in ihrer jeweiligen Nische eingerichtet haben. Alle buhlen um die Zielgruppe der ca 12 Jährigen, deren Eltern für die durchschnittliche Woche „Urlaub von der Familie“ bereit sind, ca 400 Euro zu investieren.
Die Herausforderung für Eltern ist es, das passgenaue Programm zu finden, und den Träger bzw. Veranstalter, dem sie am meisten zutrauen, das allein reisende Kind gut zu betreuen.
Hier setzt die noch junge Firma Juvigo auf. Die Plattform bündelt Angebote von über 100 Veranstaltern und bietet damit Deutschlands größte Vielfalt an Kinder-, und Jugendreisen für eine Klientel, die zwischen 6 und 21 Jahren alt ist.
Gegründet wurde Juvigo von Björn Viergutz, damals noch Student der Volkswirtschaftslehre, im August 2015. Schon zwei Jahre später galt Juvigo laut Wirtschaftswoche als eines der vielversprechendsten Gründerunternehmen der deutschen Reisebranche. Ebenfalls 2017 pitchte Björn Viergutz auf dem Sprungbrett-Wettbewerb des VIR, des Verbandes Internet Reisevertrieb, und wurde von den Touristik-Profis Deutschlands zum innovativsten StartUp gewählt.
Mittlerweile hat die Firma mit Sitz in Berlin über 20 feste Mitarbeiter.
Natürlich hat die Corona Pandemie auch hier Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung. Aber auch positive. Denn nach den vielen Wochen der erzwungenen Familien-Heimeligkeit werden aktuell verstärkt Camps nachgefragt, um den Kindern etwas anscheinend nötigen Freiraum von daheim zu geben.
In diesem Touristik-Talk unterhalte ich mich mit Björn Viergutz über die Herausforderungen, diesen kleinteiligen Markt zu überblicken – und über die Erfolgsgeschichte von Juvigo, das sich innerhalb weniger Jahre zur größten Plattform für Kinder- und Jugendreisen entwickeln konnte.
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