Oberstaufen ohne Schroth und Kur
Vom reinen Baden zur Bewegung

Reiseradio1400_HQOberstaufen. Jüngere Hörer verbinden mit dem Kurort, der sich aus Marketinggründen gar nicht als Bad bezeichnet, obwohl er es dürfte, eher die Google Streetview Aktion vor einigen Jahren: Als erster Ort, den man komplett virtuell mit dem Mauszeiger bereisen konnte in Deutschland. Medical Wellness Freunden fällt zu Oberstaufen Schroth ein, den etwas Lebenslustigeren der Kurschatten, der irgendwie seine Blütezeit dort im Allgäu gehabt haben soll. Es fällt auf jeden Fall nicht schwer, sich vorzustellen, dass bei der momentanen Deutschland-Euphorie im Reisesommer 2016 einfach ganz normale Erholungs-Suchende und Naturliebhaber Oberstaufen entdeckt haben.

Dabei vermute ich mal, die meisten von Ihnen müssen jetzt grübeln, wenn ich sie bitten würde, mal zu erklären, was eine Schrothkur ist. Ich hab zugegeben auch herumkombiniert und bin irgendwo bei Körner futtern hängengeblieben. Nicht ganz richtig. Es geht vor allem um das Fasten, was ein gewisser Fuhrmann und Naturdoktor Schroth vor fast 200 Jahren sich so erdacht hat. Hurra, sagt jetzt der Hotelier, das sind die idealen Gäste. Zahlen viel Geld und bekommen nur Wasser und ein Gläschen Wein. Das ist doch mal ein Geschäftsmodell. Na ja, es gibt schon was zu essen, Aber dafür wird man jeden Morgen ab 4 Uhr geweckt und schlaftrunken für zwei Stunden in kalte Wickel gepackt. Wer’s mag.

Es ist sicher eine wunderbare Kur, aber für das Tourismusmarketing nur bedingt attraktiv. Das dachte sich auch das einzige Schroth-Heilbad Deutschlands, nämlich Oberstaufen, und machte aus der Not eine Tugend. Das Bad hat man also als erstes einfach mal aus dem Namen getilgt – die eingefleischten Schrothler wissen eh, wo sie hin fahren – und alles zu einem der lustvollsten Allgäuer Spielplätze umgebastelt. Heute fahren nur noch die wenigsten nach Oberstaufen wegen der kalten Packung. Die Gäste sind da, weil sich hier der fast perfekte Urlaubsort anbietet. Und um herauszufinden, ob da mehr dahinter steckt, als PR-Geklingel, unterhalte ich mich jetzt mit Heidi Thaumiller, der Touristik-Geschäftsführerin von Oberstaufen. Übrigens bei einem Schweinsbraten.

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