Ich kann mich noch gut erinnern, vor vielen Jahren auf der MS Deutschland, da musste his godfather, Reeder Peter Deilmann, höchstselbst einfliegen und an Bord kommen. In der Bar war es fast zu einer Schlägerei gekommen unter einem Teil der honorigen Gäste wegen der Preise, die manche gezahlt hatten für diese Kreuzfahrt in der Karibik. Was war passiert? Nun, die Reederei bekam das Schiff wohl nicht so gut gefüllt, wie erwartet, und erdreistete sich, quelle scandal damals, mit Super-Sonderpreisen über andere Vertriebskanäle, wie Leserreisen, die leicht verderbliche Ware doch noch zu verramschen. Und das an Bord des Traumschiffs.
Wenn ich mich nicht täusche, hat Deilmann damals etlichen Stammgäste fürstliche Rabatte für ihre nächste Buchung eingeräumt. Heute in Zeiten des Yield Managements eine Anekdote, über die sich junge Touristiker nur noch schlapp lachen können.
Tagesaktuelle Preise gelten natürlich auch für die Kreuzfahrt, dem mit 45 Milliarden Dollar Umsatz Boomprodukt im Tourismus. Nicht, dass wir generell eine Überkapazität hätten. Und viele Reedereien kolportieren auch genüsslich, dass ihre Auslastungsquote übers Jahr die 90-Prozent-Marke locker reisst.
Aber es gibt naturgemäß Zeiten, die sich von ganz alleine füllen, selbst mit Rack-Rates, und Saison-Ränder, wo man schon ganz schön die Preisschraube wieder lockern muss, um das angestrebte Ziel Vollauslastung unbedingt zu erreichen.
Nur – wie weiss ich als Verbraucher, wann ich mein Schiff am besten buchen soll? Im Augenblick der Entscheidung gibt es im weitesten Sinne Preis-Parität bei den Buchungskanälen. Egal also, ob ich über die Homepage der Reederei buche, oder über das Reisebüro, oder über OTA – das schwankt nur minimal. Mal gibt es kostenlos kleine Goodies, wie Getränkepakete, mal einen in der Branche umstrittenen Gutschein. Aber letztendlich gibt es keine Empfehlung, welcher Weg der richtige ist. Da dreht es sich eher um die Frage des Mutes, wenn ich Kreuzfahrt und Anreise getrennt buche – auf die Gefahr hin, dass das Schiff weg ist, sollte mein Flug sich verspäten…
Ein Start-Up aus Hannover möchte nun Hilfestellung geben für die Fragen 1.) welches der vielen Schiffe auf dem Markt ist eigentlich das ideale für mich? und 2.) wann buche ich am besten meine ausgeguckte Kreuzfahrt? Es heisst www.cruisewatch.com Und wenn man es besucht, wird man irritiert sein, dass die Seite nur auf englisch einzusehen ist – obwohl es doch ein deutsches Unternehmen ist. Der Grund ist ein ganz banaler. Cruisewatch arbeitet noch an der KI, den Algorithmen, für die möglichst exakte Vorhersage, wann eine bestimmte Kreuzfahrt auf einem bestimmten Schiff vom Preis her sinken wird. Und angesichts des viel offeneren Marktes in Nordamerika – hier in Deutschland buchen eh fast alle AIDA oder Mein Schiff – ist jenseits des Großen Teichs einfach das bessere Testgebiet.
Wie das bei Start-Ups so üblich ist, nimmt man gerne den Mund etwas voll und verspricht Einsparungen von durchschnittlich 50 Prozent, wenn man den Buchungszeitpunkt vertrauensvoll in die Hände ihres digitalen Kreuzfahrt-Beraters legen würde.
Wie das mit dem Price-Alert – den man für Flugbuchungen ja schon länger kennt – auch bei der Kreuzfahrt so klappen soll, und wann der deutsche Kunde auch davon profitiert, darüber unterhielt ich mich am Rande der Start-Up-Night des Travel Industry Clubs und des VIR mit dem Ex-TUI-Mann Markus Stumpe, dem Mitgründer und CEO von Cruisewatch.
Das Interview hören Sie durch Klick auf den PLAY Button im Bild von Markus Stumpe.