Bei etwas radikaleren, oder sagen wir es freundlicher, kompromissloseren Umwelt-Aktivisten sind Nachhaltigkeits-Initiativen von Reiseveranstaltern, die im Volumenmarkt tätig sind, eher das, was sie etwas abfällig als „green-washing“ bezeichnen. So dem eigenen hehren Ziel verpflichtet – entweder ganz oder gar nicht – dass sie alles, was aus der Ecke der großen Landverschicker kommt, nicht aufrechnen wollen gegenüber der von ihnen unterstellten Zerstörungskraft des Massentourismus – so demokratisch es sich auch anfühlen mag, dass immer mehr Menschen aus unserem Kulturkreis Urlaub angeboten bekommen, der für fast jeden bezahlbar bleibt.
Da dauert es lange, Vertrauen aufzubauen. Zum Glück hat die TUI in diesem Bereich von allen großen Veranstaltern die längste positive Historie. Von Dr. Michael Iwand über Andreas Koch bis Harald Zeiss hat sich Hannover – mal mehr, mal weniger enthusiastisch – um den Schutz des wichtigsten Assets gekümmert, über das ein Reiseveranstalter verfügen muss, um Erfolg zu haben: eine möglichst intakte Natur dort, wo die Gäste hinreisen, und eine Akzeptanz bei den Bereisten.
Waren es am Anfang noch bescheidene Ziele vor allem beim Umweltschutz – Süsswasser-Ressourcen schützen, wilde Müllkippen bekämpfen, Artenschutz unterstützen – so wurden die Aufgaben im Laufe der Zeit immer komplexer. Die soziale Nachhaltigkeit rückte immer mehr in den Vordergrund.
Dabei einte alle Nachhaltigkeits-Beauftragten eine Erkenntnis. All ihr Tun muss sich letztendlich einer Prämisse unterordnen: das Kerngeschäft des Arbeitgebers darf nicht leiden…
Zweite Erkenntnis: war es am Anfang nur „die“ TUI, so ging es jetzt um die TUI Deutschland. Eine von vielen Töchtern im zweitweise etwas verwirrenden Geflecht zwischen PLC und Konzern.
Andere Quellmärkte, andere Umwelt-Befindlichkeiten. Mit der Folge, dass nicht selten der deutsche Markt etwas anprangerte, was internationale Gäste im Zeichen des Smileys unbekümmert als Steigerung des Urlaubs-Amüsemangs buchten.
All das soll jetzt überwunden werden durch das Konstrukt der TUI Care Foundation. Die Stiftung mit Sitz in den Niederlanden koordiniert nun für den Konzern die Aktivitäten. Dafür sollen 10 Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt werden. Ein internationaler Beirat wird alle Vorschläge sieben und Projekte empfehlen, die förderungswürdig sind aus der Perspektive der Foundation.
Das hört sich zunächst einmal nicht schlecht an: weg vom nationalen Klein-Klein, weg vom sehr unterschiedlichen Engagement einzelner TUI-Quellmärkte, hin zu effektiven Unterstützungen anfassbarer und erlebbarer Projekte.
Aber aus deutscher Sicht birgt das schon etliche Wermutstropfen. Schließlich war man lange Zeit der Musterschüler im Konzern. Viele honorige Initiativen wurden schließlich nicht bei der Mutter entwickelt, sondern bei ihrer deutschen Tochter, die man einige Jahre an die überforderte englische Stiefmutter verlieh… All diese Projekte müssen sich jetzt auch beim Beirat um weitere Förderung bemühen. Und was aus der Zusammenarbeit mit der Branchen-Nachhaltigkeits-Initiative Futouris wird, darüber gibt es ebenfalls noch keine verlässlichen Aussagen.
(Anmerkung: Mittlerweile hat die TUI präzisiert, wie sie die Zusammenarbeit der Care Foundation zB.mit Futouris sieht. So schreibt Alexander Panczuk, Leiter Reputation Management & Public Affairs: Die TUI Care Foundation (ist) Mitglied von Futouris geworden und übernimmt in voller Höhe die bisherigen Beiträge der Gesellschaften. Natürlich aus dem Unternehmen finanziert und nicht aus Spenden. Futouris hat dafür eigens die Satzung erweitert, und die TUI Care Foundation ist in Folge vollzahlendes Mitglied bei Futouris geworden. Daran wird sich auch nichts ändern. Zudem haben wir über den bisherigen Rahmen hinaus mit Futouris bereits Abkommen über einen mittleren sechsstelligen Betrag geschlossen, und wir stehen auch für zukünftige Projekte in stetigem Kontakt. Insofern ist die TCF nicht Konkurrenz von Futouris, sondern Partner.)
Positiv ist jedenfalls, dass mit Thomas Ellerbeck als Mitglied eines der höchsten Führungszirkel der TUI und weltweiter Kommunikationsdirektor ein Vorsitzender der Foundation gefunden wurde, der in der Konzern-eigenen Hierarchie schon einiges Gewicht hat. Mit ihm unterhalte ich mich jetzt über die Möglichkeiten einer TUI Care Foundation.
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