vlnr: Tom Nebe (dpa), Mauritius Kloft (t-online), Jürgen Drensek (WASMITREISEN / VDRJ), Roman Borch (travelholics) - Foto © fvw

Tourismus mag keine Kritik?
Travelholics Podcast mit mir auf den VIR Innovationstagen 2025

Nach dem Sturm im Wasserglas nach der ZDF Insider Doku über die TUI hoffe ich einfach mal, dass man mir es abnimmt, Insider zu sein nach über 40 Jahren Reise-Fach-Journalismus – auch, wenn ich keinen falschen Bart trage oder eine mottige Perücke… 

Ich  nehme als These bewusst diese eigentlich wirklich harmlose ZDF Sendung, weil sie aktuell so deutlich macht, wie Kritikunfähig die Branche geworden ist. OK, wir sind uns einig: das war kein Pulitzer-Preis-verdächtiger Journalismus. Dazu noch etwas reisserisch aufgemotzt. Wichtig ist nur: da war bis auf Nuancen nichts drin, das das Etikett „falsche Anschuldigungen“ rechtfertigen würde. Jeder, der im Tourismus arbeitet, weiss, dass alle gemachten Vorwürfe im Kern stimmen. Von daher kann sich eigentlich nur die TUI grämen, dass sie stellvertretend zum Watschen-August gemacht wurde. Als Marktführer sollte man so etwas aushalten.

Was aber folgte, vor allem auf der Webseite der fvw, das hat mich schon umgehauen. Mit welchem Hass auf Medien da teilweise gekübelt wurde – Lumpenjournalismus, Schmierentheater, Gebühren Missbrauch, Journalisten-Bestrafung… Selbst die TUI gerierte sich als beleidigte Leberwurst und raunte etwas von angeblichen Insidern, die für ihre Aussagen honoriert worden seien. Was natürlich Quatsch ist, wie das ZDF mittlerweile klargestellt hat. Und dann gab es im Pressetext der TUI die „richtigen Antworten“ – die in der Regel aber nichts anderes waren, als PR-Geschwurbel ohne Fakten-Basis.

Bei der fvw gab es eine Umfrage. Und nur etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer war der Ansicht, so etwas müsse sich die Reisebranche gefallen lassen. Die andere Hälfte fand es ganz unmöglich, obwohl sie fachlich wissen, dass die Vorwürfe nicht aus der Luft gegriffen waren.

Wie kann es sein, dass das weltweit führende Kreuzfahrt-Unternehmen Carnival auf eine berechtigte Video-Kritik von zwei britischen Cruise-Vloggern nicht souverän reagiert mit dem Eingeständnis, dass ihr Produkt einfach zum Zeitpunkt der Aufnahmen schlecht war (und sich bei den Kunden entschuldigt)… – sondern vielmehr lapidar ohne weitere Erläuterung die beiden Überbringer der schlechten Nachricht fünf Jahre von sämtlichen Schiffen der gesamten Gruppe verbannen will?!

Mittlerweile merkt man auch bei Carnival, dass man mit dieser Strafaktion mächtig ins Klo (offenbar eben sehr ungereinigt auf manchen Schiffen) gegriffen hat, und versucht nach massivem Protest Schadensbegrenzung. Wie kann es so weit kommen? Der Versuch eines Rückfalls in finstere Zensur-Zeiten, weil Trump und Co es schließlich vormachen, wie man mit den „Feinden des Volkes“ umzugehen hat?

Das war mein Ansatz, als mich Michael Buller bat, bei den VIR Innovationstagen in einem Journalistenpanel den Blick von außen auf die Branche zu wagen: ist das gerechtfertigt, dass Touristiker sich benehmen, wie eine hysterische Diva, sobald es eine negative Kritik gibt? Und warum ist die Branche der Profi-Gastgeber so unentspannt geworden?

Zusammen mit den beiden Kollegen Tom Nebe von der dpa und Mauritius Kloft von t-online stelle ich mich den Fragen von Roman Borch, der unsere Podiumsdiskussion auch gleich für seinen travelholics Podcast live vor Publikum aufgezeichnet hat.

 

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