In meiner Kindheit gab es eine österreichische Fernsehserie voller Schmäh, und die hieß: „Hallo – Hotel Sacher… Portier!“ Dramolette, Irrungen und Wirrungen im Wiener Hotel gleichen Namens, rund um den Empfangstresen des Chefportiers, wie man damals noch sagte. Ich glaube, da fing meine Liebe zur Hotellerie an.
Das waren schon respektable Herren, früher waren es nur Herren, die quasi die Funktion von Petrus an der Himmelstür in ihren Luxusherbergen verkörperten. Stets perfekt in edlem Zwirn gekleidet, mit tadellosen Umgangsformen und sattelfest in jeder Knigge-Doktrin, waren sie so etwas wie das Epizentrum der Macht – denn obwohl immer zuvorkommend in der Haltung, platzten sie vor innerer Selbstsicherheit, weil jeder noch so wichtige oder prominente Gast irgendwann einmal zu einem Bittsteller werden würde. Das hätte ich werden wollen. Wenn mein Vater nicht auf Jura bestanden hätte, und ich letztendlich als Journalist landete, der Ihnen heute Geschichten erzählen darf.
Anyway. Das Berufsbild des Portiers hat sich natürlich in den Jahrzehnten mächtig gewandelt. Und sobald das Hotel glaubt, ein bisschen edler zu sein, als die Mitbewerber, dann arbeiten dort auch keine Portiers mehr, sondern Concierges. Und wer heute noch der Ansicht ist, er dürfe einen etwas arroganten Dünkel zur Schau tragen, der hat spätestens seit Pretty Woman oder auch Michael J. Fox in „Ein Concierge zum Verlieben“ gelernt, dass man mit anderen Manieren ungleich mehr Erfolg hat.
Trotzdem kann es immer noch etwas einschüchternd sein, wenn man als etwas schlampig gekleideter Gast in ein gutes Hotel kommt und sich dieses Faux-Pas peinlich bewusst wird, sobald der erste Gesprächskontakt mit einem perfekten Vertreter dieser Zunft stattfindet. Wobei: wenn dieser zufällig die zwei gekreuzten, golden-glänzenden Schlüssel am Revers trägt, dann dürfte jede Peinlichkeit freundlich weggelächelt werden. Denn die Abzeichen am Kragen bedeuten, dieser Mensch ist Mitglied der Internationalen Vereinigung „Les Clefs d’Or“.
Sie wollen so etwas wie die Elite der Beschäftigten am Empfangstresen sein. 4500 aus der ganzen Welt haben das Vereinsabzeichen. 650 von ihnen treffen sich in dieser Woche in Berlin zu ihrer Jahrestagung.
Eine Herausforderung vor allem auch für die Kolleginnen und Kollegen in den Kongresshotels der Teilnehmer. Denn für sie ist das so, als wenn die Michelin Köche sich irgendwo in einem Restaurant zum Dinner treffen. Der in der Küche stirbt tausend Tode…
Aber vielleicht ist alles ja auch ganz charmant und locker. Der deutsche Chef Concierge Thomas Munko im Ritz Carlton Berlin ist schließlich auch Präsident der deutschen Sektion von „Les Clefs d’Or“ – und nachdem ich ihn im Gespräch erlebt habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass es für alle ein Festival der Gastfreundschaft und des modernen, lebendigen Servicegedankens wird. Und im Interview hat er auch verraten, ob es tatsächlich stimmt, dass Concierges als erstes auf die Schuhe eines Gastes schauen…
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4.7
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