Hans-Peter Gaul © Jürgen Drensek

Einmal rund um den Nordpol
Der verrückteste Flug von Airberlin

Bei Bergbahnen in den Alpen habe ich manchmal ein richtig schlechtes Gewissen. Da stehe ich einigermaßen kommod in der Gondel, unter mir schweben die Abgründe vorbei, die Geröllfelder und Grate. Manchmal huschen wir durch Wolken und Schneetreiben und werden oben sanft in einen Bergbahnhof entlassen…. Einige Meter durch Betontunnel und man steht kurz vor dem Gipfelkreuz – nicht selten im Bereich der 3000 Meter Höhe.

Und dann denke ich mir, was muss der arme Mensch empfinden, der sich seit Stunden emporquält – es muss ja nicht gleich die Eiger Nordwand sein – und dann oben auf den Touristenzirkus trifft? Wenn er auf Selfie-verrückte Flip-Flop_Träger stösst oder sich im Berggasthof in die Schlange derer einreiht, die für die Älpler Maroni anstehen…?

Auf der einen Seite ist es so schön, dass einem heute die ganze Welt zu Füßen liegt; sogar ohne Anstrengung, die erwähnenswert wäre. Aber manchmal hadere ich doch mit der Leichtigkeit des Seins. Denn sie entwertet auch das Besondere. So wie bei den Souvenirs, den Mitbringseln aus aller Welt, die früher den Weitgereisten auszeichneten, und heute eher die Frage provozieren, in welchem Asia Laden man das denn hier in der Fußgängerzone erstanden hätte…

Wie muss man einen Event einstufen, der die Exklusivität auf die Spitze treibt – in wenigen Stunden einmal zum Nordpol und wieder zurück? Sozusagen Stufe zwei bei den verrückten Flügen nach den Round-the-world-Kurztripps, die es locker schafften, die „Weltentdecker“ in einer guten Woche einmal um den Globus zu schicken; inklusive Sightseeing-Tour an den Kodak-Moments der Globetrotter-Gilde.

Einmal im Jahr kann man den Sonderflug Richtung Norden, und dann immer geradeaus buchen. Mit Airberlin geht es von Berlin morgens los; ein Langstreckenflug, bei dem allein der Weg das Ziel ist, mit Rückkehr am späten Abend – da wo man vor fast 13 Stunden eingecheckt hatte.

Ziel ist es, über dem Nordpol zu kreisen. Das Skurrile ist, sehen tut man dabei so gut wie nichts, obwohl das Flugzeug versucht, relativ tief zu bleiben. Der Nordpol ist ein rein geografisch errechneter Punkt, mitten im Eis.

Mein Kollege Hans-Peter Gaul hat sich auf dieses gebremste Abenteuer begeben. Mit ihm unterhalte ich mich jetzt, um herauszufinden, worin denn der Kick besteht, in Tagen wie heute, wo eigentlich jeder nur meckert über die Zustände an Bord, freiwillig Stunden eingeengt zu sitzen, um über etwas zu fliegen, was man nicht sieht.

 

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