Steffi Schulze zur Wiesch, GF TUI-Villas

My home, my castle
FEWOs und Häuser boomen wie nie

Die Ferienwohnung oder das Ferienhaus waren viele Jahre im Stationären Vertrieb eher so die Schmuddelkinder im Angebot, an die man sich nicht so recht heran traute. Von einigen größeren Vermiet-Organisationen oder touristischen Anbietern wie Center Parks einmal abgesehen, war es ein extrem kleinteiliger Markt, an den man mit guten Gründen nicht so recht heran konnte und wollte.

Und seit einigen Jahren dominiert sowieso das Internet den Vermiet-Markt durch unzählige Buchungsportale. Was hat man da als Reisebüro noch verloren?

Dachte sich wohl auch die TUI, die zwar immer schon auf kleiner Flamme mit köchelte durch Wolter, aber es doch als schnelleres Geld ansah, lieber Verträge mit Hotels zu schließen. Das änderte sich durch den Kauf von Atraveo. TUI Villas ging an den Start. Ein Name, der vielleicht suboptimal gewählt ist, weil bei den über 300.000 Objekten vieles ist, was doch entfernt ist von dem, was man umgangssprachlich als Villa durchgehen lassen würde.

Sei es drum. Der Markt boomt. Beileibe nicht nur in Großstädten, wo die Ferienwohnungen zumindest an touristisch attraktiven Orten zum echten Problem für die Einwohner geworden sind. Nein, auch in den klassischen Zielgebieten am Mittelmeer (also nicht nur am dänisch-deutschen Strand oder auf der Bergwiese) sind Ferien-Domizile zu einer echten Hotel-Alternative geworden.

Das Angebot hat sich vervielfacht, aber auch die Nachfrage. 

Auf der Anbieter-Seite hat man es heute vermehrt mit Gastgebern zu tun, die zum Beispiel gar nicht einsehen, warum die mal von den Eltern gekaufte Ferien-Immobilie die meisten Monate des Jahres leer herumstehen soll. Manche entdecken einen Kauf eines Hauses an einem attraktiven Vermiet-Ort als ganz normales Immobilien-Investment mit Rendite, und nicht wenige sind mittlerweile auch, was ihre Instagram-mäßig aufgehübschte Vermietwohnung angeht, auf dem Trip „fishing for compliments“. Auch über eine Immobilie kann man sich definieren…

Die TUI kümmert sich naturgemäß eher um die Motive der Gäste. Die Leiterin von TUI Villas, die frühere Marketing-Chefin der TUI, Steffi Schulze zur Wiesch, in der Branche gerne „Queen der Zielgruppen“ genannt, hat drei Haupt-Zielgruppen ausgemacht. Mit weitem Abstand vorne die Cocooner, die Ruhe und Privatheit suchen, die gerne kochen, viel Gemeinschaft mit ihren Lieben suchen, weg aus der klassischen touristischen Umgebung sein wollen und auch ein bisschen lokale Kultur schnuppern. Richtige Homies also, die sich wie daheim fühlen wollen mit anderer Kulisse.

Gefolgt werden sie von den Day-Trippern, was nichts mit Jucken im privaten Körperbereich zu tun hat, sondern Menschen kategorisiert, die die Wohnung eher als Base-Camp nutzen. Die Lage muss toll sein, dass man viel draußen unterwegs ist, Land und Leute und Küche und Keller kennenlernt, die Region entdeckt, Aktiv ist und auch vor Kultur keine Angst hat.

Und dann gibt es noch die Recreationer, die es in gewisser Weise krachen lassen wollen. Komfort ist ihnen ganz wichtig, Erholung und guter Service, fast wie im Hotel, aber eben nicht zu Preisen, die eine vergleichbar große Suite kosten würde.

Ein Markt, dem früher ein bisschen so das Etikett anpappte, sich richtige Hotels nicht leisten zu können, ist also viel trendiger geworden.

Kein Wunder, dass auch ein großer Veranstalter da mitspielen will. Mit dem Vorteil, all das wäre auch über das Reisebüro buchbar. Und damit für eine Zielgruppe, die immer noch eine Hemmschwelle hat, so etwas selbst im Internet zu recherchieren. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass sich nicht wenige schwarze Schafe auf dem Vermietermarkt tummeln, wo man zwar Geld zahlt für ein Traumobjekt im Süden, aber bei Ankunft nur eine Bruchbude vorfindet, wenn überhaupt…

Mit Steffi Schulze zur Wiesch unterhalte ich mich über diesen Wandel eines touristischen Segments.

 

Das Interview mit Steffi Schulze zur Wiesch hören Sie, wenn Sie auf den PLAY Button im Portraitbild klicken.

 

 

Information
Inspiration
Hintergrund
Hörvergnügen
Leserwertung1 Bewertung
4.8
Hör-Check