Kaiser Karl - Büste im Aachener Domschatz

Aachen – Kleinod im Westen
Printen, Kaiser Karl und Reitturnier

Weiter westlich geht es nicht mehr in Deutschland. Die Stadtgrenze von Aachen ist gleichzeitig Landesgrenze zu den Niederlanden und Belgien. Gelebte Euregio nennen die Aachener das, sich frei in verschiedenen Kulturkreisen zu bewegen. Mit dem Internationalen Karlspreis verleiht man in der alten Kaiserstadt deshalb seit Jahrzehnten die bedeutendste europäische Auszeichnung an Menschen, die sich das Überwinden der Grenzen zur Lebensaufgabe gemacht haben. Verliehen wird der Preis immer zu Christi Himmelfahrt im Mai.

Kaiser Karl ist auch heute noch der liebste „Sohn“ der Stadt. Von Aachen aus regierte er um 800 das riesige fränkische Reich. Hier stand auch seine Pfalzkapelle, aus der der Aachener Dom wurde. 1978 übrigens als erstes deutsches Kulturdenkmal und als zweites Kulturdenkmal weltweit in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen. Zusammen mit dem Domschatz, über den schon Dürer schrieb: „Da hab ich gesehen alle herrlich Köstlichkeit, desgleichen keiner, der bei uns lebt, köstlicher Ding gesehen hat.“

Wer Aachen besucht, wird unweigerlich zum Dom pilgern. Rund um das Gotteshaus (das vor allem im Inneren wirklich beeindruckt mit Oktogon, Barbarossaleuchter, Karlsschrein und „Thron“) ist die Innenstadt sehenswert und lädt zum Bummeln durch die Kopfstein-Gassen ein.  Trotz der enormen Kriegszerstörung hat Aachen viel von seinem frühen Charme behalten. Im Gegensatz zu Köln ließ man bei sehr vielen beschädigten Häusern die Fassade stehen, bevor man neu aufbaute, sodass das Stadtbild vor allem im Altstadtzentrum mit seinen engen, gewundenen Strassen oft einer bewohnten Puppenstube gleicht.

Vor allem rund um Dom und Rathaus bleibt die Stadt auch nach Geschäftsschluss lebendig. Unzählige Kneipen und Restaurants laden zum Verweilen ein. Viele Jahre rühmte Aachen sich, bezogen auf die Einwohnerzahl, der höchsten Kneipendichte in Deutschland. Die Universitäten, vor allem die RWTH, mit über 50.000 Studenten haben am jungen Leben einen großen Anteil. 

Aachen ist die Stadt der Brunnen. Gerade in den 70er und 80er Jahren war es ein beliebter Teil der Straßen-Möblierung, es überall plätschern zu lassen. Die Brunnenmotive reichen dabei von verspielt-kitschig bis liebenswert-modern. Viele entspringen alten Aachener Sagen – von denen es jede Menge gibt.

Wasser spielt eh in Aachen eine große Rolle. Selbst der Name ist ja vom altgermanischen Ahha = Wasser abgeleitet. Grund sind die heißen Quellen, die hier am Rand der Nordeifel mit bis zu 74 Grad und sehr schwefelhaltig an die Oberfläche dringen. Die heißesten Quellen Mitteleuropas machten Aachen schon zur Römerzeit als Aquis Granum zum beliebten Heilbad. Den Bad-Titel trägt Aachen noch heute – verwendet ihn aber offiziell nicht, um in allen Atlanten der Welt an der Spitzenposition der Städte zu stehen…

Ausprobieren kann man das Heilwasser am besten im Zentrum am Elisenbrunnen oder in einem der traditionellen Kurbäder, die vornehmlich im Stadtteil Burtscheid angesiedelt sind. Viel lustbetonter sind dagegen die neuen Carolus-Thermen am Rande des Kurparks mit großer Wasser- und Saunalandschaft.

Bekanntestes Produkt aus Aachen heute (nachdem die berühmten Aachener Nadeln, die Talbot-Waggons, die Tuche und die Regenschirme nicht mehr existieren, und Zentis-Konfitüren nicht so mit der Stadt in Verbindung gebracht werden) sind die Printen. Eine Art Lebkuchengebäck, das im Ruf steht, mit seiner klebrigen Härte Zähne auszuhebeln. Auch das stimmt nicht mehr, nachdem der Bäckermeister Lambertz die Weichprinte entwickelt hat, die heute in allen Geschäften zum Verkaufsschlager geworden ist.

Wichtigstes internationales Ereignis neben dem Karlspreis ist im Sommer das CHIO – das große Reitturnier in der Soers. Es ist eines der schönsten Turniere weltweit und wegen seiner familiären Atmosphäre einen Besuch wert – selbst, wenn man sich nicht übermäßig für Springreiten, Dressur oder Gespannfahren interessiert. Im Winter lockt rund um Dom und Rathaus ein sehr stimmungsvoller Weihnachtsmarkt. Und zur Karnevalszeit ist Aachen die westlichste närrische Hochburg und mit dem „Orden wider den tierischen Ernst“ auch dem bundesweiten Publikum bekannt.

Informationen über Aachen unter www.aachen.de

 

 

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