Wer in diesen Wochen die schönen Bildstrecken durchblätterte, wie es damals so anfing mit der Ferienfliegerei im Zeichen der Condor, der spürt als Vielflieger bei manchen Bildern Wehmut. Kleine Sesselchen in der Kabine, Service wie im Restaurant, der überall gefühlte rote Teppich für die Passagiere. Fliegen in den Urlaub, das war damals schon was mit Protzwert. In den 60er Jahren war ich total neidisch auf den Nachbarsjungen, weil der mit seiner Familie – sie hatten einen Schnapsladen und waren Krösus in der Strasse – zum Sandburgen-Bauen nach Malle flog. Ich dagegen zum Onkel nach Bremerhaven.
Heute ist es fast umgekehrt. Ok, nicht Bremerhaven, aber deutsche Küste, ist hip. Und wer nach Malle fliegt, denkt sich, gut, sind ja nur zwei Stunden, das stehe ich schon durch, eingezwängt und nahezu Service-frei. Nun muss man ehrlicherweise zugeben, dass das Ticket heute auch nur einen Bruchteil von damals kostet. Aber die Erinnerung an schöne Zeiten lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Ralf Teckentrup, dem Airline Chef, geht es aber weniger um die wilden Anfangsjahre der tollkühnen Touri-Transporter, sondern um die Gegenwart und ihre Herausforderungen. Die Condor als Thomas Cook Tochter wird von allen Seiten angegriffen. Den internationalen Billigfliegern, die mit günstigsten Basispreisen im Internet versuchen auf die vordersten Plätze der Flugsuchmaschinen zu kommen, aber auch durch Lufthansa-Spin-Offs, wie Eurowings.
Auch Condor musste alles an früher inkludierten Goodies abspecken, um wettbewerbsfähig zu bleiben mit dem Preis. Wird das von den Gästen honoriert, die jahrzehntelang Condor als Premiumprodukt in der Ferienfliegerei geschätzt haben? Ralf Teckentrup hat da sehr interessante Rechtfertigungen.