Alle Fotos: Maren Martens

Wie war die TUI Rainbow Cruise?
Schwul-lesbischer Spaß auf der Mein Schiff 2

In den Programmkinos lief gerade Dream Boat. Keine Kinoversion vom ZDF Traumschiff, sondern ein Dokumentarfilm von Tristan Ferland Milewski über eine internationale schwule Kreuzfahrt im Mittelmeer. Im Film, so heisst es im Begleittext, „regnet es Männer. Sie kommen aus 89 Nationen und treiben auf einem Kreuzfahrtschiff entlang der spanischen Ostküste: Sonne, Meer, nackte Haut und viel Testosteron. Der Countdown läuft für sieben Tage Jagd nach Liebe, Glück und ewiger Jugend: das Versprechen des Traumschiffs für schwule Männer.“

Duplizität der Ereignisse: In diesem Jahr gibt es allerdings auch zum ersten Mal zwei Kreuzfahrten für die rein deutschsprachige queer community. Die explizit schwule M-Cruise im September und die Rainbow Cruise auf der TUI Mein Schiff 2, die „WasMitReisen“-Reporter Jürgen Drensek für diesen Film begleitet hat.

Ist das nun dasselbe in Schwarz-Rot-Gold? Die Rainbow-Cruise ist ja schon vom Titel her anders. Nicht nur schwule Männer sind als Gäste gerne gesehen an Bord; die Fahrt richtet sich an die LGBTI Zielgruppe. Also auch Frauen sind willkommen, die auf Frauen stehen, Menschen, die zwischen den Geschlechtern changieren – und weil die TUI ihr Schiff kaufmännisch füllen wollte – auch „Friends and Family“. Letztere Untergruppe entpuppte sich allerdings eher als Last Minute Schnäppchenjäger, also heterosexuelle Rentnerpärchen, die, ohne es direkt gewollt zu haben, als Minderheit an Bord Nachhilfe bekamen in queerer Lebensart.

 

  • Partystimmung auf der Mein Schiff 2 bei der ersten TUI Rainbow Cruise

 

TUI, erfolgsverwöhnt von anderen Themenreisen, wie der Heavy Metal Cruise oder dem Rockliner, ließ sich nicht lumpen. Engagements von Conchita Wurst, Tim Fischer, Westbam, Elke Winter, Sven Ratzke und Kay Ray sollten schon vom Programm her deutlich machen: hier wird mehr geboten als ein Party und Flirt-Dampfer für Schwule und Lesben.

In den nur 15 Minuten des Films versuchen wir, diese besondere Atmosphäre zu erfühlen, die an Bord war. Kann ein Volumenveranstalter auch in Pink? Ist die deutschsprachige Zielgruppe überhaupt so Party-affin, dass sie im Zeichen des Regenbogens 7 Tage durchfeiern wollen?

Im Endeffekt hat sich die Fahrt für die TUI gelohnt, kann man schon verraten. Die knapp 1500 Schwulen und Lesben ließen es zumindest an der Bar krachen. 3700 Flaschen Wein , mehr als doppelt so viel, wie normal, 400 Flaschen Champagner, mehr als dreimal so viel, und signifikant mehr Gin, Vodka und andere Spirituosen brachten fünfmal so viel Barumsatz, wie eine klassische TUI-Woche. Gute Voraussetzung also für Spaß und Spiel.

Alles, was Sie über die TUI Rainbow-Cruise wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten… –  dies und die Zwischentöne drumherum werden hier gezeigt

 

Kommentar zur Rainbow-Cruise

Um die Film-Reportage zu schauen, bitte auf den PLAY-Button im Titelbild klicken

 

Unser BUCH-TIPP

Queere Reiseträume

Wenn LGBTQ Reisende unterwegs sind, stellt sich ihnen grundsätzlich eine Frage: wo sind wir willkommen? In welcher Herberge ernten wir keine hochgezogenen Augenbrauen (oder Schlimmeres) wenn wir uns nur so benehmen wollen, wie es für Hetero-Reisende selbstverständlich ist?

Es gibt Hotels, die wenden sich explizit an zum Beispiel die schwule Zielgruppe. Sie sind nicht nur gay-friendly, sondern sogar gay-only. Damit bieten sie einen ganz geschützten Raum für ihre Gäste. Oft inklusive leichter Möglichkeiten, auch körperlich in Kontakt zu kommen.

Ab der 70er Jahren war das eine wirkliche Errungenschaft. Aber gerade jüngere LGBTQ Reisende wollen es gar nicht mehr so plakativ. Ihnen reicht es oft, wenn ein touristisches Unternehmen sich augenzwinkernd bezeichnet als „Hetero-friendly“

Nur – wie findet man solche Etablissements in der Reiseplanung? Die jahrzehntelange „Reisebibel“ – vor den Möglichkeiten der Internet-Recherche – war der jährliche dicke gedruckte Spartacus Travel Guide. Aus dem gleichen Hause ist jetzt auch die „Spartacus Collection für Hotels, Resorts und Cruises“ erschienen. Ein schöner Bildband für knapp 40 Euro.

Wer allerdings das Geld investieren möchte, um explizit und geprüft LGBTQ-freundliche Adressen aufgelistet zu bekommen, wird enttäuscht sein. Dieser Bildband listet „nur“ Traumziele auf. Wirklich schöne Adressen, die eines gemein haben: sie sind in einer so hohen Preis-Kategorie, dass man es sich schlicht nicht leisten könnte als Management, einen Shitstorm zu riskieren, wenn man sich der queren Gästegruppe gegenüber unangemessen oder diskriminierend verhalten würde.

Der Spartacus Collection Bildband ist also lediglich ein Coffeetable Book für queere Reiseträume. Zumindest dann, wenn einer von beiden eine Goldene Kreditkarte besitzt… Nicht mehr, und nicht weniger. Wer nur ein preiswertes Zielgruppen-Willkommen sucht, wird in diesem Bildband nicht fündig.

 

 

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