Natürlich ist es schön, am Strand entlang zu bummeln, eine frische Meeresbrise zu atmen, und sich das Wasser um die Zehen spülen zu lassen. Keine Frage. Aber offen gestanden, wenn ich mir meinen persönlichen Sehnsuchtsort in Gedanken ausmale, dann ist es fast immer eine dreidimensionale Kulisse, in der Berge und Almwiesen eine große Rolle spielen. Das ist so die Landschaft, die ich am liebsten aufsauge, wenn es um einen glücklichen Urlaubstag geht.
Und es gibt kaum ein stärkeres Symbolbild für einen perfekten Ausflug, als das Sitzen auf der Terrasse einer urigen Hütte; vor sich, wie in Panavision, die aufgereihte Bergkette, umgeben von saftigen Almen, das beruhigende Gebimmel der Kuhglocken im Ohr, und vor sich auf dem rustikalen Holztisch die leckere Brotzeit mit selbst gemachtem Käse und Speck, und vielleicht einem Glas frischer Milch, wie man sie nie im Supermarkt kaufen könnte.
Wenn dann noch das Wetter stimmt und der Wanderweg nicht allzu anstrengend ist – Herz, was willst du mehr?
Von daher ist der Salzburger Almsommer seit Jahren der Marketinghit der Touristikwerber. Kein Wunder, wo man doch aus dem Vollen schöpfen kann. Nirgendwo sonst gibt es so viele Almen, wie im Salzburger Land. Unter den rund 550 bewirtschafteten Almhütten befinden sich 175 zertifizierte Almsommer-Hütten, die spezielle Qualitätskriterien erfüllen und besondere Angebote für die Wanderer bereithalten.
Mir schwebte allerdings ein anderes Erlebnis vor: was erwartet mich, wenn ich nicht nur für eine Brotzeit einkehre, sondern dort auch übernachte? Nur aus Lust, und nicht aus der Notwendigkeit heraus, weil ich mir mit strammen Waden eine mehrtägige Wanderung verordnet habe?
Und mehr noch, wie ist das Leben auf so einer Alm, mal nicht aus Sicht des Urlaubers, sondern hinter den Kulissen, wenn man dort seine Zeit so verbringt, wie es mal früher selbstverständlich war, bevor man an Tourismus überhaupt gedacht hat? Schließlich ist eine Alm ein Wirtschaftsbetrieb, den die Einheimischen bespielen, ohne sich groß um die schöne Aussicht zu scheren.
Ich bat also Salzburgerland-Tourismus, für mich eine Alm mit Hütte zu finden, die wunderschön liegt in einer Kino-Umgebung, die ohne Sessellift nebenbei nur für Wanderer zu Fuß erreichbar ist, bei der es auch um Milch und Käse geht, ohne, dass es ein großer landwirtschaftlicher Betrieb wäre, und wo man noch urige Erlebnisse hat, fest eingebettet in die Natur.
Kurz darauf machte ich mich auf den Weg in den Tennengau, von Salzburg aus in Richtung Dachstein. Erstes Ziel für das Navi: Annaberg. Danach ging es dann nur noch mit ausgedruckter Beschreibung: „Von Annaberg kommend durch den Ort durchfahren, nach der Ortstafel links den Weg hinauf (Schild Promberg) bis zum Parkplatz Mauerreith. Das letzte Stück ist etwas steiler, aber mit jedem Auto befahrbar.“ Da sollte ich zur vereinbarten Uhrzeit warten auf den Almbauer Peter Kendlbacher mit seinem Allrad-Jeep für den Wirtschaftsweg hoch zur Alm, die fast 700 Meter höher liegt.
Diesen Luxus durfte ich schon genießen – aber nur, weil wir so viel Film-Equipment dabei hatten. Sonst muss man sich die Langfeldhütte auf der Loseggalm schon wandernd verdienen.
Was ich nun erlebt habe als Alm-Azubi auf Zeit, das können Sie in diesem Film sehen. Kleiner Spoiler: es war trotz Verzichts auf viel, selbstverständlich gesehenen, Komfort, wunderschön
Zum Einlesen – und sich inspirieren lassen, zwei prachtvolle Bildbände aus dem Bruckmann-Verlag zum Blättern und Schmökern – denn es gibt in den Coffeetable-Büchern auch viele gute Geschichten rund um Almen und Hütten:
Sehnsucht Alm – Vom Glück des einfachen Lebens – von Karin Lochner und Peter von Felbert
und
Zum Anschauen des Films den PLAY Button im Bild klicken