Wenn man sich so im Bekanntenkreis umhört, hat man oft den Eindruck, ins Reisebüro zu gehen, um einen Urlaub zu buchen, das sei nur noch etwas für Leute, die Angst vor dem Computer haben. Und auch die Werbung im TV suggeriert ja oft, dass es keinen günstigeren Weg zu den schönsten Wochen des Jahres gibt. Das Internet wimmelt von Preis-Suchmaschinen und Vergleichsportalen, die vermeintlich nur Schnäppchen in ihren Listen haben.
Aber ist es wirklich so, dass man im Internet besser und billiger Reisen findet?
Die ZDF Redaktion Volle Kanne – Service täglich bat mich, den Zuschauern doch mal ein paar Hintergrund-Informationen zu geben, damit sie nicht auf die lauteste Werbung hereinfallen. Nadine Krüger interviewte mich.
Jetzt am Anfang des Jahres buchen viele Menschen ihren Urlaub. Früher ging man ins Reisebüro. Heute machen viele es im Internet. Ist das ein Trend?
Um das zu beantworten, sollten wir uns erst mal dumm stellen und fragen, was ist überhaupt eine Reise? Mit der Bahn zur Oma? Wer nur ein Zugticket, ein Flugticket oder einen Fern-Bus braucht, der wird fast immer das im Internet kaufen.
Beim kurzen Wochenend-Trip buchen auch die meisten Deutschen im Internet. Ganz anders bei Reisen über 5 Tage. Da geht man doch lieber zum Vertragsabschluss ins Reisebüro.
Aber eines ist Fakt: fast jeder informiert sich vor der Buchung ausführlich im Internet.
Kann das denn jeder auch einfach machen, oder gibt es da Barrieren?
Jein. Erst mal hat natürlich jeder so seinen eigenen Wohlfühlfaktor am Computer. Für manche ist das ganz normal, andere arbeiten sich mit mehr Mühe durch so einen Buchungsprozess. Faustregel: je komplizierter mein Reisewunsch ist, mit vielen Extras, oder je teurer die Reise ist, desto eher wollen die Urlaubs-Willigen auch beraten werden.
Für viele ist ja der Preis ganz wichtig. Das günstigste Angebot…
Na, wir kennen ja alle die Vergleichsportale. Brauchen wir ja jetzt keine Namen nennen. Da gebe ich den Zeitraum ein, das Ziel, vielleicht sogar schon das Hotel… – und dann gibt es viele Treffer. In der Regel der vermeintlich billigste ganz oben.
Und da ist das Problem. Solche Portale haben nur bestimmte Kriterien, die sie vergleichen können. Aber ein Flug ganz früh morgens, vielleicht noch mit Zwischenstopp, ist natürlich billiger, als einer nonstop zu einer angenehmen Zeit. Wie ist das mit dem Transfer? Sind es exakt die gleichen Zimmer?
Sie können sicher sein: keiner verschenkt etwas. Wenn ein Hotel zum selben Zeitraum mit ganz unterschiedlichen Preisen im System ist, dann gibt es immer irgendwo einen Haken.
Das ist eben anders, als wenn Sie eine Kamera kaufen, oder einen Turnschuh. Da ist das Produkt im Regelfall identisch.
Ist es denn im Internet immer günstiger, als im Reisebüro?
Nein. Ganz klares nein. Wenn Sie ein exakt gleiches Angebot vergleichen, dann wird der Veranstalter das im Reisebüro zum selben Preis verkaufen, wie über seine Internet-Kanäle. Der Unterschied: im Reisebüro haben Sie noch eine Fachberatung und jemand, der für Sie die Arbeit macht und sich kümmert, wenn mal etwas schief läuft.
Ist denn eine Pauschalreise günstiger, als wenn ich die einzelnen Komponenten separat buche?
Früher war das so, aber da war die Pauschalreise auch total unflexibel. Ein, oder zwei Anreisetage pro Woche und dann 7 Tage, 14 Tage usw Urlaub. Fest konfektioniert.
Heute gibt es eigentlich nur noch Bausteine. Die Frage ist, lassen Sie das einen Veranstalter für Sie erledigen, alles zusammen zu setzen. Oder suchen Sie sich die Komponenten möglichst günstig selbst zusammen? Wenn Sie es selbst machen, können Sie natürlich etwas sparen – ABER, sie haben auch so gut wie keinen Schutz durch das Pauschalreise-Recht, wenn mal etwas schief läuft. Bei der Veranstalterreise haben Sie den Sicherungsschein, über den natürlich gerade nach der Pleite von Thomas Cook viel diskutiert wurde. Der wird jetzt noch verbessert.
UND Sie haben einen Ansprechpartner vor Ort, der sich um alles kümmern muss, wenn es Probleme gibt.
Man möchte doch denken, wenn ich ein Hotel selbst kontaktiere, bekomme ich es am günstigsten…
Nicht unbedingt. Einmal gibt es ja kaum noch ein Hotel, das nicht an die großen Hotelportale angeschlossen ist. Und die sind ziemlich rabiat zum Hotelier, wenn er ihren Preis unterbietet. Bei einem kleinen Hotel, das unter dem Veranstalter-Radar ist, klappt das sicher, wenn ich vor Ort zur Rezeption gehe, und frage, ob noch was frei ist.
Die klassischen großen Strandhotels sind fast alle fest in der Hand eines oder mehrerer Veranstalter, die alle schon Kontingente vor-reserviert haben. Da ist nicht mehr viel im freien Verkauf.
Und ob man irgendwo in der Türkei oder sonstwo anrufen möchte, mit Sprachbarriere, das muss jeder selbst wissen. Auch, dass sein Vertragspartner dann im Ausland sitzt, mit dem dortigen Recht.
Kann man denn sagen, für welchen Typ Urlauber was besser geeignet ist?
Veranstalter-Reise ist immer gut für Menschen, die es gerne bequem haben. Bloß keinen Stress… Alles ist vorab gebucht. Ich brauche nach der Ankunft nur nach dem Reiseleiter mit dem Schild meines Veranstalters zu schauen. Ich denke mal, gerade Familien mit kleinen Kindern schätzen das.
Wer reiseerfahren ist, selbständig und abenteuerlustig, der braucht dieses Rundum Paket nicht. Der bucht sich genau das, was er haben will.
Und dann ist es natürlich auch ein Unterschied, ob ich an der Küste oder in den Bergen Urlaub mache, wo ich mich heimisch fühle und deutsch sprechen kann, oder ob ich ins, vielleicht noch ferne, Ausland reise.
Momentan gib es ja noch die Frühbucher-Preise. Lohnt sich das, sich so früh festzulegen?
In der Regel ja. Frühbuchen ist das neue Last Minute. Es gibt nur noch wenige Überkapazitäten auf dem Reisemarkt – also zu viel Angebot und zu wenig Nachfrage. Wir Deutschen sind ja auch nicht die einzigen, die reisen… – und die Veranstalter wollen möglichst schon zu Jahresbeginn das meiste verkaufen, um selbst rechtzeitig besser planen zu können. Die Angebote, die es jetzt gibt, die werden nur schwer durch Last Minute unterboten.
Wenn ich aber so früh buchen muss, wie kann ich mich absichern?
Nun ja, es gib ja Reiserücktritts-Versicherungen. Die greifen zumindest bei schweren Gründen, wie Krankheit. Aber selbst Arbeitslosigkeit ist in der Regel kein Grund für eine Versicherungsleistung. Auch hier: je teurer die Reise, je mehr ich mich dafür krummlegen muss, desto eher eine solche Versicherung.
Und wenn ich im Internet buche, und es mir am nächsten Morgen anders überlege, weil die Familie laut protestiert hat…?
Da habe ich leider Pech. Eine Reisebuchung ist rechtlich etwas anderes, als wenn ich einen Pullover kaufe. Denn muss ich ja selbst fühlen dürfen oder anprobieren. Deshalb habe ich da 14 Tage Rückgaberecht. Eine Reise ist nicht stofflich. Da kann man nur stornieren. Allerdings nur zu den Bedingungen des Veranstalters.
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