Der Bürgenstock oberhalb des Vierwaldstätter Sees bei Luzern

Bürgenstock-Resort
Blick hinter die Berg-Legende

Ich möchte es mal so formulieren: Wenn Sie jetzt nicht gerade Ihren Beruf in der Internationalen Spitzenhotellerie haben, aber trotzdem der Begriff Bürgenstock bei Ihnen gleich mit Bildern den Kopf füllt, dann gehören Sie ziemlich sicher auch der Generation an, für die ein Superstar etwas Besonderes war. Und Namen wie Audrey Hepburn, Sophia Loren, Carlo Ponti  und Sean Connery lassen Sie nicht rätseln, sondern sofort an großes Kino denken.

Der Schweizer Bürgenstock hatte vor allem in den Jahren des Wirtschaftswunders einen Ruf wie ein Donnerhall in der Welt der Luxushotels. Eine Lage, wie man sie nicht schöner malen kann. Die Häuser an der Felskante, 500 Meter oberhalb des Vierwaldstätter Sees. Nach hinten eine idyllische Alm-Landschaft. Umgeben von der ganzen Pracht der Schweizer Berggipfel. Magisch.

Die einsame Lage auf dem Berg machte es einfach, sich abzuschotten. Das schätzten nicht nur Politiker, die sich hier im Zeichen der UNO oder der Bilderberg-Zusammenkünfte trafen, sondern vor allem auch die internationalen Top-Prominenten.

Die Liste der Celebrities, die hier zu Gast waren, würde eine Buchseite füllen. Selbst wenn man nur die Top-Shots aneinander reihte. Für alle war der Bürgenstock die Inkarnation des romantischen Berg-Aufenthalts auf höchstem Niveau.

Good old times, möchte man heute sagen. Denn das, was noch in den 50er und 60er Jahren als Hoteltraum galt, und zur Zeit des Baus 1873 geradezu visionär schien, musste sich gegen Ende des vorigen Jahrtausends der neuen Realität stellen: Die Schweizer Hotellerie hatte kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Im Gegenteil: die neue Mobilität machte Fernreisen zu einem Klacks für Jedermann. Und gerade die asiatischen Nobelherbergen konnten wegen der geringen Personalkosten einen Service bieten, der bis heute schwer erreichbar ist. 

Unter anderem die hohen Personalkosten machten dem Schweizer Gastgewerbe zu schaffen. Geld für Investitionen blieb kaum. Und wenn man dann noch, wie auf dem Bürgenstock, nicht in der Wintersaison konkurrenzfähig auf dem Markt bleiben konnte mangels eines Skigebiets vor der Haustüre, dann war der Zeitpunkt des Absturzes nur noch eine Frage der Buchhaltung.

2007 wurden die Portale quasi vernagelt. Das alte Bürgenstock war tot. Und kaum jemand trauerte so richtig. Tempi passati.

Trotzdem gibt es in dieser Geschichte ein Happy End. Zumindest in der Geschichte, die heute geschrieben werden kann. Die Hilfe kam aus dem Morgenland. Aus Katar. Wir wissen nicht, ob es professionelle kühle Kalkulation war, oder die Sehnsucht nach den angenehm kühlen Winden oben auf der Hotelterrasse, die die Scheichs bei einem Besuch genießen konnten, mit Blick auf den See und Luzern – auf jeden Fall war die Schatulle auf. Millionen von Petrodollars konnten wieder auf dem Hotelberg verbaut werden.

Ganze 10 Jahre wurde gewerkelt. Ein komplett neues Resort entstand. Und es wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das Bürgenstock ist wieder eine eigene Welt. Und heute eines der, wenn nicht das beste Hotel der Schweiz.

Ich hatte Gelegenheit, mal einige Tage mit der Kamera hinter die Kulissen dieser Berg-Legende zu schauen. Ein Ausflug in die Welt der fast unerträglichen Leichtigkeit des Seins.

Das Bürgenstock Resort

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