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Es ist nun nicht gerade vergleichbar mit einem Highlight Apple Event, wenn die Reiseveranstalter in der Regel zweimal im Jahr zur Pressekonferenz bitten mit der Programmvorstellung der jeweils kommenden Saison. Die Zeiten sind schon lange vorbei, und nur so alte Wegbegleiter der Touristik, wie ich, werden sich erinnern, dass bei solchen PKs kleine Überraschungsbomben gezündet wurden und tatsächliche Innovationen für die Reisekundschaft im Manuskript standen. Nein, die meisten Programm-PKs sind heute geprägt vom – manchmal etwas gezwungen wirkenden – Versuch, „business as usual“ zu kommunizieren.
Da macht der Marktführer TUI keine Ausnahme. Da wurde kräftig der touristische Globus gedreht mit unzähligen Details, welche neuen oder runderneuerten Hotels es gibt, welche Exkursionen angeboten werden und wie die Rangliste der Zielgebiete in der fast abgelaufenen Saison denn war. (Wer das alles wissen möchte, dem empfehle ich die Lektüre der Fach-Postillen fvw oder Touristik Aktuell)
Bei der TUI Deutschland gibt es sogar noch ein bisschen weniger wirtschaftliche Hard-Facts, weil das Unternehmen Börsen-notiert ist und jede Einlassung vor der offiziellen AG-Stellungnahme am Ende der Saison als Manipulation des Aktienmarktes bös-gedeutet werden könnte.
Also haben es die Fachjournalisten im Publikum zum Spiel gemacht, die emotionale Körpersprache des Managements zu deuten. Wie entspannt treten sie auf, mit welcher Leichtigkeit oder eben auch nicht? Sind sie in Plauderlaune oder kleben ängstlich an einem von der Pressestelle unbedenklich rundgeschliffenen Manuskript? Lassen sie sich bei Fragen ein bisschen aus der Reserve locken, oder werden sie leicht schmallippig? Man kommt sich ein bisschen vor, wie ein TUI Flüsterer 😉
Meine vermuteten Erkenntnisgewinne heute: das Tal der Tränen ist durchschritten, nach diesem Sommer ist man wieder auf der richtigen Spur und findet sein Selbstvertrauen zurück nach Jahren des permanenten Krisen-Modus.
Selbst dieser Chaos Sommer mit Wetterkapriolen, die für jeden Touristiker eine Zumutung waren, und der zum Beispiel bei den Bränden im Süden auf Rhodos zeigte, wie schnell die touristische Industrie reagieren kann, wenn es sein muss, zum Wohl ihrer Gäste, wurde routiniert abgearbeitet. Ja, war herausfordernd, aber hat die Bilanz nicht erschüttert.
Die Menschen reisen, trotz aller finanziellen Herausforderungen, aber noch nicht so selbstverständlich, wie 2019. Außer im Luxussegment wird gespart. Kurz, man sieht sich auf einem achtbaren Weg, der aber noch wirtschaftlich entfernt ist von dem Moment, wo auch die Börsianer jubeln.
Aber weil eine gewisse Grundentspannung in der Luft lag, konnte ich mir nach der PK auch den CEO der TUI Deutschland, Stefan Baumert, schnappen für ein Tiefen-Gespräch, bei dem er nicht alle Schlüsselaussagen krampfhaft in 45 Sekunden pressen muss, weil das so die Länge eines O-Tons in einem gebauten Radiobeitrag wäre… 😉