Andere Länder, andere Sitten, andere Badekulturen. Heute hat zwar jede bessere Wellness-Oase auch eine Hamam-Ecke zwischen Kräuter-Dampfbad und Tepidarium. Aber irgendwie wirkt das selten authentisch trotz verschwenderischer Auskachelung mit Marmor – und dient oft nur dazu, sehr teure Seifen-Massagen zu verkaufen…
In der nordafrikanischen und nahöstlichen Region, wo der Hamam quasi in jedes Dorf gehört, ist das in der Regel alles viel prosaischer. Es ist die notwendige Reinigungsanstalt, weil naturgemäß üppig schöne Badezimmer nicht zur Grundausstattung der meisten Wohnungen oder Häuser zählen.
Im Endeffekt ist der Hamam dort das, was wir auch bei uns noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts sehr häufig vor allem in Städten hatten: der Ort des Waschens mit warmem Wasser.
Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied: den Wassermangel in diesen Regionen. Da kann man eben nicht viele „Stunden lang“ unter der Brause stehen oder sich 200 Liter heisses Nass in die Wanne laufen lassen.
In den Hamams hat sich deshalb auch ein sehr ausgeklügeltes Baderitual entwickelt, das uns unkundige Mitteleuropäer erst mal etwas überfordert. Und es braucht natürlich auch einen gewissen Mut, am Urlaubsort einfach in einen öffentlichen Hamam zu gehen, ohne Sorge, da vielleicht in einige rituelle Fettnäpfchen zu treten…
Denn Hamams sind nicht nur öffentliche Reinigungsanstalten, sondern auch der Marktplatz für Klatsch und Tratsch. Natürlich streng getrennt nach Männlein und Weiblein. Da braucht man schon ein gewissen Selbstvertrauen, als Fremder einfach hinein zu stolpern…
Natürlich geht es um mehr, als nur sauber zu werden. Es ist gleichzeitig mit der feuchten Luft auch eine Art Wellness für die Lungen in den heiss-staubigen Gegenden der Erde (ok, zu Corona-Zeiten ist das natürlich eine Aussage mit einer gewissen Unsicherheit. Da sollte man einen Selbstversuch vielleicht erst ins Auge fassen, wenn die Hygiene Maßnahmen es zulassen)
Und das auf Wunsch vom Bademeister (dem Tellak) praktizierte traditionelle Handschuh-Peeling mit dem Kese mit anschliessender Seifenschaum-Massage und Dehnung ist ein Erlebnis, das man nie vergisst… Vor allem die Tage danach, wenn jeder Körperteil erst mal weh tut… Nix kuschelige Massageliege…, man wird auf dem harten, zentralen Marmorstein (dem Göbektasi) bearbeitet. Wer da kein polsterndes Körperfett hat, spürt jeden einzelnen Knochen…
Dennoch gehört ein Besuch in einem öffentlichen Hamam sicher zu den schönsten Erlebnissen, die man als Reisender in diesem Teil der Welt erleben kann, wenn man die Lust hat, mit Einheimischen in freundschaftlichen Kontakt zu kommen. Tipp: einfach mit Lächeln und Gesten zeigen, dass man sich nicht so auskennt. Die traditionelle Hilfsbereitschaft ist in der Regel enorm.
Für die Film-Reportage konnte ich natürlich nicht in einem „normalen“ Dorf-Hamam drehen; zumal, wen er auch noch gut gefüllt ist. Und offen gestanden: bei vielen einfachen Hamamns sollte man auch nicht allzu pingelig sein mit der Sauberkeit. Es sind eben Räume mit permanent feuchter Luft… Nicht nur die schwäbische Hausfrau weiss, was das bedeutet…
Mittlerweile gibt es aber auch für Urlauber schon viele Hamams, die in dieser Hinsicht unbedenklich sind. Manche kann man auch schon vorab buchen.
Ich zum Beispiel habe meinen Hamam-Besuch für diesen Film über GET YOUR GUIDE gebucht in Kusadasi. Der wichtigste Grund war ein ganz praktischer: ich hätte eh mit dem Taxi hin und zurück fahren müssen, da das Gebäude nicht da ist, wo man sich als Urlauber in der Regel aufhält. Und der Transfer vom und zum Abholort (ich hatte es für den Tag gebucht, als mein Schiff dort vor Anker lag, und die meisten Gäste mit den Ausflugsbussen nach Ephesus gekarrt wurden) war im Gesamtpreis von 50 Euro gleich inkludiert. Für dieses komfortable Gesamtpaket zahle ich dann gerne ein paar Euro mehr.
Das gefilmte Angebot war dieses hier
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