Club Elan © TUI

FTI macht mit Elan die Schwalbe
Longstay als Flucht vor teurer Heizung

Ältere Touristiker erinnern sich noch gut zum Beispiel an Schwalbe und Elan: die Clubs der beiden Branchen-Riesen Neckermann und TUI für das Senioren-Überwintern, bei dem das gemeinsame Blutdruck-Messen das erste Entertainment-Highlight des Tages war. Den nasskalten Monaten in Deutschland entfliehen in schöne Hotels in Sonnenregionen, die man sich in der Off-Off-Season auch endlich leisten konnte. Und nicht nur das: Es gab All-Inclusive und sogar ein Animationsteam mit Club-Center, das sich rührend um ein Tagesprogramm kümmerte.

Das alles für Tagesraten, die kaum teurer waren, als das Leben daheim. 

Ich habe das selbst mal vor Ort erleben können. Die TUI bat mich damals darum, einen Film zu drehen für Reisebüros und auch vorsichtig interessierte Senioren, um das Lebensgefühl des Clubs Elan besser erklären zu können. Denn es sollte ja viel mehr sein, als nur das Überwintern in ansonsten ziemlich ausgestorbenen Ferienregionen rund ums Mittelmeer. Und das ließ sich in Katalogen schlecht darstellen. Und was soll ich sagen? Es war wirklich nett. Das filmische Ergebnis mit Elan habe ich Ihnen hier UNTER DIESEM LINK auch mal in der ausführlichen Langfassung verlinkt.

Von daher war es wie ein Déjà Vu, als FTI-Chef Ralph Schiller den neuesten Coup des Münchener Veranstalters präsentierte: den Langzeitaufenthalt – dieses Mal, natürlich augenzwinkernd, als touristische Solidaritätsadresse an Wirtschaftsminister Habeck, daheim Energie zu sparen angesicht dessen, was wohl im Winter auf uns zukommen wird.

Noch ist es nur ein Angebot, ein Versuchsballon, um mal zu schauen, ob sich tatsächlich diese Langzeit-Verschickung wieder reaktivieren lässt. Witzigerweise kam die Inspiration dazu aus der anderen Ecke der Alterspyramide. Etliche Blogger, Influencer und Digital Nomads haben es schließlich in der Corona Krise vorgemacht, wie entspannend es sein kann, gerade im Viren-geschüttelten Winter den Metropolen zu entfliehen und das Quartier monatelang in Apartments irgendwo da, wo es nett und sonniger und ruhiger ist, aufzuschlagen. Hauptsache, mit Internet-Anschluss.

Was FTI nun anbietet als erster, ist natürlich noch weit entfernt von den Seniorenclubs der Jahrtausendwende. Es ist kein Konzept mit Rundumbetreuung, sondern schlicht das Promoten eines Angebots der Hotels in Regionen, die wettermäßig eigentlich keinen Winter kennen, und die ohne großen finanziellen Personal-Aufwand auch ganzjährig offen halten können.

Vor allem in der Türkei, die (nicht nur) bei FTI wieder läuft, wie geschnitten Baklava, haben die Münchener 20 Longstay-Angebote zusammengesucht. Vom gehobenen Strandhotel bis zum Golfresort reicht die Palette. Und wer sich noch im September entscheidet, von Januar bis März den Wohnsitz zu verlagern an die türkische Riviera, zahlt inklusive Flug und All Inclusive Verpflegung für die 90 Tage in einem 4 Sterne Hotel gerade mal 2640 €. Nach einem Blick auf den Taschenrechner sind das noch nicht mal 30 € pro Tag – komplett!

Nach oben kann man es natürlich noch kuscheliger haben, oder aktiver. Im 5 Sterne Golfresort (mit 13.000 qm Spabereich) sind es mit Frühbucherrabatt 5.400 Euro – also gerade 60 € pro Tag. Das wäre die Hälfte dessen, was Golfer in der Saison auf Malle allein für eine Platzrunde an Greenfee zahlen. 

Aber wie bei FTI so üblich, gibt es nach unten kaum Grenzen. Tunesien macht natürlich auch mit. Port el Kantaoui zum Beispiel. Immer schon eine ordentliche touristische Adresse im Land rund um den artifiziellen Yachthafen. Wieder 4 Sterne all inclusive mit Flug ab 1.800 Euro pro Person – für drei Monate. Da denkt man, der Taschenrechner spinnt: 20 Euro für alles pro Tag. Dafür bekommt man noch nicht mal eine angeranzte Bude auf Airbnb. Ohne alles.

Der Vollständigkeit halber: es gibt noch weitere Ziele im Longstay Programm: Ägypten, Marokko, natürlich die Kanaren. 

Natürlich muss man nicht unbedingt drei Monate aussteigen. Bereits ab zwei Wochen Aufenthalt gibt es nicht nur 40 Prozent Frühbucher Rabatt, sondern auch Wellness-Ermäßigungen, Restaurant-.Gutscheine für schöne Abende à la carte, günstige Upgrade-Angebote für die begehrten swim-up Rooms am geheizten Außenpool, kostenlosen Wäscheservice und täglich frisches Obst auf dem Zimmer.

Wer hätte es gedacht, dass ein zeitgeistig angestaubter und weggepackter Ladenhüter wieder seine Renaissance feiern würde? Da bleibt nur zu hoffen, dass die kommende globale Energiekrise trotzdem warme Hotelzimmer garantiert, damit nicht die Wolldecke zum begehrtesten Utensil der Heimatflucht wird.

Um den Film zu sehen, bitte auf den PLAY Button im Bild klicken