Grossarltal mit Wintermärchen

Sommer der neue Winter?
Österreich hofft wieder auf Ski

Ist der Sommer Österreichs neuer Winter? Hört sich ja erst mal etwas skurril an. Aber derzeit hat die übliche High-Schnee-Season mit Ski und vor allem Gaudi ja nicht den unbelastetsten Ruf bei Menschen, die neben der Urlaubsfreude auch noch den Gedanken an Risiko-Vermeidung im Herzen tragen.

Das Abenteuer Winterurlaub hat seit Ischgl coronabedingt ein gewisses Geschmäckle. Nicht, weil es an dem so beliebten – vor allem auch – Après Ski Mekka zu den Virus-Verbreitungen im ersten Covid-19-Winter kam (das hätte wahrscheinlich auch viele andere Alpenorte treffen können) – aber weil im Nachgang deutlich wurde, mit welcher, sagen wir mal, Wurstigkeit das kurzfristige Nehmen-wir-noch-mit-Profitdenken über die Verantwortung als Gastgeber gestellt wurde.

Zusätzlich gab es noch den Covid-Winter 2. Den letzten nämlich. Bergbahnen durften da zwar die Skihasen auf die Pisten befördern in Österreich, aber außer Sport gab es nichts. Kein Restaurant offen, und kein Hotel. Die real gewordene Piefke-Saga. Eine Saison ohne Deutsche. Im Endeffekt konnten nur Einheimische mal ihre Bergwelt genießen. Oder die paar Tagestouristen aus dem grenznahen Raum, die mit Stullenpaket anreisten und abends wieder den Wintertraum verließen. Hoteliers konnten sich nicht erinnern, dass sie jemals so viel Zeit hatten, selbst ihre Carving-Ski anzuschnallen und über die Pisten zu rutschen.

Kein Wunder, dass sich Thomas Wirnsperger, der Tourismus-Chef vom Großarltal vor einigen Wochen verwundert die Augen rieb. Der August war touristisch nahezu der beste Monat des Jahres. Ausgerechnet das Sommerhalbjahr, das seit Dekaden in Österreich zwar nicht gerade unwichtig ist im Fremdenverkehr, aber nur als Zubrot dient nach dem Geld scheffeln im Winter. Viele Gelddruck-Seilbahn-Unternehmen gewährten traditionell im Sommer große Rabatte für die, die sich einfach mal nur so für den Weitblick hochkarren ließen. Nicht wenige Gemeinden schenkten die Gondelfahrten sogar ihren Wandergästen, wenn sie ein vieltägiges Übernachtungspaket buchten. 

Doch dieses Jahr sollen die wahren Kraftverhältnisse zwischen Alm-Wandern und Abfahrts-Glück wieder zurechtgerückt werden. Schließlich haben die Seilbahnen, die wahren Herrscher in den Alpen-Gemeinden, wieder etliche Millionen investiert. Immer noch pumperlsg’sunde Betriebe, selbst bei angekratzter Eigenkapital-Quote. Allein bei Ski Amadé kann Direktor Dr. Christoph Eisinger von 64 Millionen Invest in Gondeln und Tragstützen schwärmen. Zum Glück nur unter dem Kapitel Komfort (und durchaus auch Effizienz)-Steigerung bereits bestehender Anlagen.

Dieser Winter soll es wieder bringen. Und den Optimismus befördert vor allem ein Begriff, der Querdenkern wie das Werk des Teufels vorkommt: 2G In Österreich ist man schon weiter, als bei uns. Wer irgendwas mit Spaß oder Entspannung oder Verreisen im eigenen Land unternehmen möchten, muss entweder genesen oder geimpft sein. Deshalb hat man große Hoffnung beim Nachbarn, dass zumindest unter virologischer Sichtweise die kommende Wintersaison die sicherste seit langem wird.

Mehr noch: die Touristiker sind insgeheim mehr als froh über die Radikalforderung Impfzertifikat oder Genesenden-Nachweis. Die 3G Alternative hätte nämlich nur Ärger und Stress gebracht. Angesichts sich knubbelnder Menschenmassen an den Liften – wie da kontrollieren, ob ein Liftkartenbesitzer einfach so berechtigt ist, die Schranke zu passieren (weil 2G), oder ob da jemand alle zwei bis drei Tage sein Test-Zertifikat auch brav auffrischen ließ?

Das Chaos wäre vorprogrammiert gewesen. Nun ist es klar: eine Liftkarte kann nur derjenige vorbestellen oder am Schalter kaufen, der sich als 2G legitimieren kann. Das dürfte dann an den Seilbahnen wieder zu einem fast normalen Gewusel führen.

Und auch auf den Hütten ist natürlich alles mit 2G entspannter. Gerade, wo man bei Ski Amadé trotz seiner 270 Lift-, und Seilbahn-Anlagen und 760 Pistenkilometer vor allem die Initiative „Taste Ski Amadé“ in den Vordergrund stellen möchte. Weg von den dampfenden Nudeln im dampfenden Schnell-Selbstbedienungs-Imbiss, hin zum entspannten Genuss mit regionalen Schmankerln.

Der Rest ist Marketing und die Anerkenntnis der normativen Kraft des Faktischen, dass man zwar die Gäste nahezu keimfrei halten kann; aber dasselbe noch lange nicht für das eigene Personal gilt. 2G ist arbeitsrechtlich nicht umsetzbar. Es muss so viel wie möglich getestet werden. Bleibt nur zu hoffen, dass das Menetekel Ischgl nachwirkt, und kein fiebriger Barkeeper trotzdem die Drinks mixen muss, weil der Gaudi-Hütten-Betreiber auf seine fröhliche Rampensau-Fachkraft nicht verzichten mag…

 

Ski Amedé

Großarltal